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24 Die heilige Clotildis, Königin.
bauungsvollcn Wandel, den liebevollen Zusprächen dieser heiligen
Königin haben die Franken großen Theils die Bekehrung zum Chri-
stenthume zu verdanken. Aber zugleich lehret uns Clotildis, was
für einen großen Schaden eine Leidenschaft anrichten kann, die man
nicht genug zu unterdrücken und auszurotten sucht, die man nicht
schon im Herzen, im Gedanken, in ihrem Entstehen erstickt. Bei
aller Tugendhaftigkeit konnte diese fromme Königin ihre Abneigung
und ihre feindseligen Gesinnungen gegen ihren Vater: und Mutter-
mörder nie ganz aus ihrem Herzen schaffen. Und welche schlimme
Folgen sind daraus entstanden? Wie viel unschuldiges Blut wurde
darum vergossen? Wie theuer mußte sie selbst die Sünde büsscn?
O, lernet da alle, die ihr die Sünden in Gedanken, besonders Haß
und Feindschaft so wenig achtet, lernet da, wie sehr ihr euch betrü-
get. Auch die Gedanken wird Gott richten. Und ein Todtschläger,
sagt uns der heilige Johannes (1 . Br. 3, 15.) ist nicht nur der-
jenige, der wirklich Menschenblut vergießt, sondern ein jeder, der
nicht liebt, — der seinen Bruder hasset. Das christliche Gesetz ver-
bietet uns nicht nur äußerliche Beleidigungen, Beschädigungen, und
wirklichen Todtschlag; sondern auch allen innerlichen Haß, Groll,
Feindschaft und Uebelwünschcn. Schon das alte Gesetz verwirst die-
sen Haß: „Haffe deinen Bruder nicht in deinem Herzen." (3. Mos.
19, 17.) Um wie vielmehr das neue, — das Gesetz der Liebe?
Dieses gebietet uns nicht nur die äußerlichen Werke der Liebe und
Wohlthätigkeit, sondern auch innerliches, herzliches Wohlwollen, in-
nerliche aufrichtige Liebe. Ohne diese Liebe gibt es keine wahre Got-
tesliebe, keine Seligkeit, keinen Himmel. „Wer da sagt: Ich liebe
Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner; denn wie kann
er Gott lieben, den er nicht sieht, wenn er seinen Bruder nicht
liebt, den er sieht?« (1 . Ioh. 4, 20.)
Wer sein Herz nicht verwahrt vor Gedankensünden, vor unrei-
nen Vorstellungen und Begierden, vor Neid, vor Haß und Feind-
schaft, vor innerlichem Grolle, Zorn und Rachsucht; der wird sich
auch unmöglich vor Sünden im Werke, vor Unkcuschheit, vor Un-
gerechtigkeiten, vor Unterdrückungen der Unschuld, vor Mord und
Tod bewahren können. Denn aus dem Herzen, aus den unab-
getödteten Leidenschaften kommen die Sünden im Werke her. So
Ichret uns der Heiland: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken,
und aus diesen Gedanken entstehen dann Todtschlage, Ehebrüche,
Hurerei, Diebsta'hle, falsche Zeugnisse, Gotteslästerungen." (Matth.
15, 19.) Wer also fromm leben, sich im Werke selbst nie verge-
hen, nicht in große Sünden fallen will, der bewahre vor allem sein
Herz rein vor allen bösen Gedanken, Neigungen und Begierden; der
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen