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W Der heilige Johannes, Silentiacnts.
der Folge an dem Hofe des Kaisers Iustinian in großem Ansehen
stand. Beide bewiesen sich mitten im Geräusche der Welt als sel-
tene Muster christlicher Gottesfurcht, und beseelten mit dem gleichen
Geiste ihre Familien.
Zehn Jahre hatte Johannes das bischöfliche Amt verwaltet, als sein
Schwager Pasinikus, der jetzt Statthalter in Armenien war, sich
harte Kränkungen gegen ihn und frcvclüde Eingriffe in die kirchlichen
Gerechtsamen erlaubte. Diese zu beschützen fand sich der Bischof,
der all sein gütliches Bemühen, den Pasinikus auf bessere Gesinnung
zu bringen, vereitelt sah, gcnöthigct, den Schutz des Kaisers Zeno
anzuflehen, und deßhalb in die Kaiserstadt Constantinopel zu reisen.
Er erreichte vollkommen den Zweck seiner Reise. Deßungeachtet faßte
er den Entschluß, nicht mehr heim zu kehren zu seinem bischöflichen
Sitze, sondern in die klösterliche Einsamkeit, der er sich anfänglich
gewidmet hatte, zurückzutreten, und zwar in einem Lande, wo er
nicht erkannt werden könnte. Er entzog sich seinen Begleitern, ohne
daß sie es bemerkten, und reiste insgeheim nach Jerusalem. Da-
selbst verweilte er einige Zeit, brachte ganze Nächte im Gebethe zu,
und beschloß endlich sich in das Kloster des Sabas zu verfügen,
welches die Laura genannt wurde. Nehmen wir nicht an, daß Jo-
hannes vielleicht durch göttlichen Antrieb zu seinem Entschlüsse bewo-
gen worden sey, oder daß er die vollkommenste Ueberzeugung gehabt
habe, seine Entfernung von seinem bischöflichen Sitze zu Colonia sey,
etwa wegen der zu besorgenden fortgesetzten Mißverhältnisse mit sei-
nem Schwager, dem Statthalter, nothwendig, und die Bestellung
eines andern Bischofs dieser Kirche ersprießlicher, so müssen mir ein-
gestehen, daß seine Neigung zum einsamen Leben ihn irre geführt,
und zu einem Schritte verleitet habe, der sich, besonders in der Art,
wie er geschehen ist, nicht rechtfertigen läßt.
Er wurde von Sabas in die Laura aufgenommen. Da ver-
schwieg er sorgfältig seine frühere Lebensweise, weßwcgen er für ei-
nen Anfänger im klösterlichen Leben gehalten wurde, daher man ihm
die geringsten Klosterdienste übertrug. Er leistete den bereitwilligsten
Gehorsam, verrichtete alle Geschäfte mit der größten Pünktlichkeit,
und diente allen mit zuvorkommender Liebe. Im zweiten Jahre sei-
nes Aufenthaltes in der Laura wurde ihm von dem Oekonomen des
Klosters das Geschäft übertragen, die Küche zu besorgen, und die
Fremdlinge aufzunehmen und zu bedienen. Diese Geschäfte verrich-
tete er mit eben so freudigem als wachsamen Eifer. Bald nachher
wurde ein zweites Klostcrgcbä'ude, von der Laura gegen Mitternacht,
aufgeführt. Da erhielt Johannes die Bestimmung, den Arbeitsleu-
ten die Speise zuzubereiten, und dahin zu tragen, wo sie arbeiteten.
Alle Mönche bewunderten die Bescheidenheit, die Demuth, den be-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen