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Der heilige Goar, Priester und Bekenner.
(Am «. Juli.)
Der heilige Goar blühte in den Tagen dcs fränkischen Königs
Childcbcrts. Er war in Aquitanien um das Jahr 495 geboren.
Sein Vater hieß Georgius, und seine Mutter Valeria. Die älteste
Geschichte sagt von ihm: „Er war ein ruhmwürdiger Mann, von
stattlichem Ansehen, gutmüthig, enthaltsam, stark im Glauben, voll:
kommen im Wandel, ausgezeichnet in aller Tugend, begnadiget mit
den Gaben der Wunder und der Weissagung, deren er auf sein
anhaltendes Gebeth, verbunden mit strengem Fastem, gcwürdigct
ward." Etwa vier und zwanzig Jahre alt, verließ er seine Hei-
math und sein Vaterland, kam bei Oberwesel über den Rhein her-
über nach Deutschland, und suchte sich einen einsamen Aufenthaltsort
in der Nähe von Trier, wo er sich eine Zelle, und mit Einwilli-
gung des Bischofs dieser Stadt, ein kleines Kirchlein erbaute, das
cr mit verschiedenen Reliquien der Heiligen zierte. Hier diente er
dem Herrn in reiner Gottseligkeit durch vollkommene Tugend.
Durch vielfältiges Wachen und strenges Fasten crtödtete cr die Ge-
lüste des Fleisches. Durch anhaltende Uebung im Gebethe und in
geistlicher Betrachtung belebte und bekräftigte er seinen Geist. Es
waren noch Heiden in der Gegend, in der er sich aufhielt. Diesen
verkündigte cr die Lehre vom Kreuze mit apostolischem Eifer, den
Gott durch viele Bekehrungen krönte.
Goar war Priester. Täglich entrichtete cr das hochheilige
Opfer mit einer Andacht, welche die hohe Würde dcsstlben erfordert;
täglich speiste er seinen Geist mit dem Brode des Lebens, durch
welches jedesmal heftig entstammt wurde sein Glaube, seine Hoff-
nung und seine Liebe. Er bewies sich sehr gastfreundlich gegen
Fremdlinge, die zu seiner Einsiedelei kamen, oder bei derselben vor-
beircisten. Liebevoll nahm er sie auf, verpflegte sie, so gut er
konnte, und diente ihnen mit Heiterkeit und mit sorgfältiger Liebe,
beherzigend die Worte des Sohnes Gottes: „Was ihr Einem aus
den Geringsten thut, das habt ihr Mir gethan."
Er ward durch Kämpfe und Leiden verschiedener Art geprüft;
heldenmüthig bestand er jene, siegend ging er aus diesen und jenen
hervor, als ein uncrschüttcrter Kämpfer um das Himmelreich, welches
Gewalt leidet, und nur von denen, die Gewalt brauchen, an sich
gerissen wird. Der Glanz seiner Vollkommenheit und sein so geseg-
netes Wirken unter den Heiden erregte in kleinen Seelen den Neid,
der ihm Fallstricke bereitete, an seiner lautern Tugend aber zu
Schanden werden mußte. Einst kamen zwei Abgeordnete des Nu-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen