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Am 6. Jul i . 43
stikus, Bischofs in Trier, zu ihm, nicht ln bcr Absicht, wie viele
andere, an seiner Gottseligkeit sich zu erbauen; sondern etwas zu
erspähen, worauf eine Anklage gegen ihn gegründet werden könnte.
Goar bewies ihnen liebevolle Aufmerksamkeit, und verrichtete seine
gottseligen Uebungen während ihrer Anwesenheit, wie er's zu jeder andern
Zeit zu thun gewohnt war. Die Abgeordneten konnten mit ihren eige:
ncn Augen sich überzeugen von seiner strengen Lebensweise, und von
der Sorge, mit welcher er die Fremdlinge und die Armen verpflegte.
Allein ihr Auge war schalkhaft durch die Schalkhaftigkeit ihres Her-
zens, und eben deßwegen sah es in dem Guten das Böse. Goar
entließ seine Gäste nicht ohne ein Frühmal, das er durch seine
Theilnahme zum Mahle gemeinschaftlicher Liebe machte, Jene aber
rechneten ihm dieses als Schwelgcrei an. Schon auf dem Rückwege
verbreiteten die niederträchtigen nach dem kleinen Vcsitzthume Goars
lüsternen Männer die Verla'umdung, sie hätten den Priester dcs Mor-
gens schon ohne alle Mäßigung essen und trinken gesehen. Die
gleiche Verlaumdung brachten sie, als Anklage gegen ihn, vor den
Bischof, und fügten derselben noch mehrere Lügen bei, mit der bos-
haften Versicherung, daß der Priester vielen Anstoß unter den Gläu-
bigen des Bisthums verursache. Der Bischof, der sich von seinen
Dienern entweder zu leicht täuschen ließ, oder vielleicht selbst von
neidischer Scheelsucht nicht frei war, schickte die nämlichen Abgeord-
neten mit dem Befehl an Goar zurück, daß er vor ihm erscheinen,
und über seine anstössige Lebensweise sich verantworten solle. Die
Abgeordneten, Alvuinus und Adalvuinus waren ihre Namen, ver-
hehlten dem Priester ihre gemachte Anklage, heuchelten ihm große
Verehrung, meldeten einen Gruß vom Bischöfe mit dem Beisätze,
daß dieser baldigst ihn zu sehen und zu sprechen wünsche. Erfreut
über das Wohlwollen seines Obcchirtcn, sprach Goar: „Gott helfe,
daß ich unverzüglich den schuldigen Gehorsam meinem Herrn, dem
Bischöfe, beweisen könne.« Er erquickte die Gäste durch ein Nacht-
mahl, so gut es in seinen Umständen zugerichtet werden konnte, und
nachdem sie sich zur Ruhe begeben hatten, durchwachte er nach sei-
ner Gewohnheit einen großen Theil der Nacht im Lobe Gottes,
durch Gebeth und Gesang. Des andern Morgens entrichtete er,
nachdem er sich, wie er's alle Tage zu thun gewohnt war, durch
Betrachtung und Gebeth dazu vorbereitet hatte, das hochheilige
Opfer. Darauf befahl er seinem Diener ein Frühmal für die bi-
schöflichen Abgeordneten und für sich zu bereiten, durch welches er
jenen seine liebevolle Verehrung bezeigen, und sie und sich selbst für
die Reise kräftigen wollte, — „vielleicht," sprach cr, «führt uns
Gvtt etwa auch noch einen Fremdling oder^ einen ^Armcn zu, der
durch dieses Licbcsmahl mit uns erquickt werden kann.« Als die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen