Page - (000049) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
Image of the Page - (000049) -
Text of the Page - (000049) -
Am 6. Juli. 45
sollen." Goar erwiederte: «Sohn, bedenke, daß Gott die Liebe ist,
und wer in der Liebe bleibt, in Gott lebt, und Gott in ihm. Ihr
hättet heute den Dienst der Liebe, den ich Unwürdiger euch bezeigen
wollte, nicht verschmähen sollen. Was ihr jetzt leidet, hat Gott
als Strafe zu eurer Besserung über euch verhängt." Nun flehte er
zu Gott um Rettung für die Unglücklichen, die in sich zu gehen
ansingen. Der Herr erhörte das Gebeth, und bestätigte durch wun-
derbare Hilfe die Unschluld seines fälschlich angeklagten Dieners.
Es fand sich jetzt Speise in den Reiscsäcken, und ein reichlicher
Vorrath an Wasser in dem Bache, der vorher ganz ausgetrocknet
schien. Durch die Milch dreier Hirschkühe, die von dem Knechte
Gottes wie zahme Thiere sich behandeln ließen, ward das Labsal
vermehrt. Der Priester glaubte, von diesen wunderbaren Vorfällen
auf besondere Absichten Gottes, schließen zu müssen, und fragte deß-
halb die Abgeordneten, aus welcher Ursache der Bischof ihn zu sich
rufen lasse; denn bisher hatte er, wie er selbst arglos war, auch
das Benehmen der Abgeordneten arglos beurtheilt, und an eine
wider ihn erhobene falsche Anklage nicht gedacht. Die Abgeordneten
fürchteten sich, die Ursache anzugeben, und gaben deßhalb gar keine
Antwort.
Die Reise nach Trier wurde jctzt fortgesetzt. Daselbst ging
Goar allererst in eine Kirche, zu bethen. Die Abgeordneten aber
eilten zum Bischöfe, der eben seine Pricstcrschaft um sich versammelt
hatte, und erzählten ihm alles, was vorgefallen war. Der Bischof
ward zornig, und erklärte, ein Mensch, der nur seinem Bauche
fröhne, indem er in der Frühe schon, wie die Abgeordneten angege-
ben hatten, reichliche Mahlzeiten halte, könne nicht von Gott die
Macht empfangen, wunderbare Werke zu thun, da doch alle Heili-
gen, welche Wunder gewirkt hätten, nebst anderm, besonders auch
durch strenges Fasten sich Gott wohlgefällig gemacht hätten; viel-
mehr müsse man glauben, daß Goar arge Zauberei treibe, wcßwe-
gcn eine strenge Untersuchung nothwendig sey. Diese Erklärung
wiederholte er, als jetzt auch Goar vor ihm stand, und forderte ihn
zur Verantwortung auf. Der Priester bezeugte bei dem allwissenden
Gott, daß er alle Werke der Finsterniß verabscheue; daß Gott seine
Macht auf offenbare Weise gezeigt habe, um die bischöflichen Ab-
geordneten zu erschüttern und zu bekehren; daß er nie, um seinen
Gaumen zu fröhncn, sondern aus Liebe zu den Gästen eine Mahl-
zeit gehalten habe. Sigebert, der König von Australien, welcher
der jüngste von den vier Söhnen Clotars war, erfuhr, was zwischen
dem Bischöfe und dem Priester Goar vorgegangen war, und berief ihn
zu sich nach Metz, wo er das Hosiager hatte. Goar folgte dem
Ruf, und erschien vor dcm Könige. Sigebert wollte jctzt in Ueber»
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen