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58 Die hellige Julia, Jungfrau und Martyrin.
Sklavin überlassen. Sie fügte sich willig in den harten Stand, be-
wies ihrem neuen Herrn die gebührende Ehrfurcht, war in jeder er-
laubten Sache pünktlich gehorsam, und eben so emsig als getreu in
ihrem Dienste, nicht des Zwanges wegen, sondern freiwillig und
freudig aus Liebe zu Gott. Sie beherzigte, wie es jedcr Knecht,
jede Magd thun soll, die Vorschrift des Apostels: „ Ihr Knechte
(und Mägde) gehorchet in eueren Verhältnissen dem Herrn mit Furcht
und Zittern, in Einfalt eueres Herzens, wie Christo, nicht als Au:
gcndiener, als wollet ihr den Menschen gefallen, sondern als Knechte
Christi, die den Willen Gottes gern erfüllen. Dienet gutwillig,
nicht so fast den Menschen, sondern dem Herrn, indem ihr wisset,
daß ein Jeder für das Gute, was er gethan haben wird, er sey ein
Knecht oder ein Freier, von dem Herrn belohnt werde/- (Ephes. 0.)
Dadurch erwarb sie sich die Liebe ihres Dienstherrn, der nun auch
ihrer Religion seine Hochachtung nicht versagen konnte. Jede Stunde,
die ihr von ihren Dienstgeschäften übrig blieb, widmete sie dem Ge-
bethe , der Lesung geistlicher Bücher und der Betrachtung göttlicher
Wahrheiten. Weder durch gütliches, noch durch ernstes Zureden ih-
res Herrn war sie zu bewegen, von dem strengen Fasten, das sie
beobachtete, etwas nachzulassen; nur allein am Sonntage genoß sie
Speist bis zur Sättigung. Ihr Gesicht ward blaß, ihr Körper ha-
ger, aber ihr Geist nur immer kräftiger, freudiger in Gott, und thä-
tiger zu guten Werken.
Ihr Dienstherr unternahm aus Syrien eine Reise nach Gallien,
auf einem Schiffe, weiches er mit kostbaren Handelswaaren befrach-
tet hatte. Auf seiner Fahrt legte er an bei Capo Corso, und be-
gab sich an's Land. Da traf er Einige, (vielleicht Seeräuber,)
welche gleiche Religion mit ihm hatten, und eben ein gottesdienstli-
chcs Fest nach ihrer Weise feierten. Er nahm Antheil an dieser
Feier mit allen seinen Leuten, die Julia ausgenommen, welche im
Schiffe zurückblieb, und zu Gott um Erleuchtung und Bekehrung
dieser Ungläubigen seufzte. Dem Anführer der Horde, welcher Felix
genannt wird, wurde angezeigt, daß ein Mädchen im Schiffe sey,
welches ihre gottesdienstliche Feier verabscheue. Er fragte daher den
Eusebius, warum diese Person nicht Theil nehme an der Feier?
Euscbius erwiederte ihm, er sey bis daher nicht im Stande gewesen,
sie durch was immer sür Mittel von ihrem christlichen Bekenntnisse
abwendig zu machen, und für seine Religion zu gewinnen; er hätte
sie schon langst mit Strenge behandelt, wenn sie nicht so ausgezeich-
net in ihrem Dienste wäre. Felix verlangte, daß er sie, an ihrem
Feste Theil zu nehmen, zwingen, oder sie in seine Gewalt überlassen
solle, wofür er ihm entweder vier von seinen Sklavinnen, die er
auscrwä'hlcn könnte, geben, oder den Schatzungspreis bezahlen werde.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen