Page - (000063) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
Image of the Page - (000063) -
Text of the Page - (000063) -
Am 22. Mai. 59
Darauf antwortete Eusebius, daß ihre treue Dienstleistung um keinen
Preis geschaht werden könne. Welch' ein herrliches Zeugniß für Ju-
lia und für die Religion, der sie huldigte!
Jetzt wurde ein Freß- und Saufgelage veranstaltet. Eusebius
berauschte sich, und sank endlich in tiefen Schlaf dahin. Da mach-
ten sich Mehrere von der wilden Horde auf, gingen in's Schiff, er-
griffen die Julia, und schleppten sie an's Gestade. Sie wurde auf-
gemuntert zum Götzenopfer untec der Verheißung, daß sie dann ih-
rer Sklaverei los, und frei seyn sollte. Julia aber erklärte, daß sie
die wahre Freiheit finde in dem Dienste Christi, dem sie alle Tage
ein reines Herz zu opfern sich beeifcrte; und daß sie außer diesem
Gottesdienste jeden andern verabscheue. Solche unerwartete Freimü-
thigkeit erbitterte den Felix; er ließ sie in's Gesicht schlagen, und
da sie unerschüttert blieb, bei den Haaren aufhängen, dann durch
Geißelstreiche ihren Leib zerfleischen. Sie duldete standhaft, gestärkt
durch die lebhafte Erinnerung an den Sohn Gottes, der aus Liebe
zu uns sich in's Gesicht schlagen und speien, sich verhöhnen, sich
lästern, sich geißeln, sein Haupt mit einer Dornenkrone verwunden,
und sich kreuzigen ließ. Endlich ward sie von den Barbaren an's
Kreuz geschlagen, an welchem sie eben ihren Geist aushauchte, als
ihr Dienstherr Eusebius aufgewacht und hinzugekommen war. Die
Ungläubigen verließen den Ort, und ihr Leichnam blieb am Kreuze
hängen. Der Vorfall wurde Mönchen, welche auf der Insel Gor-
gona (auf dem genuesischen Meere, zwischen den florcntinischcn Kü-
sten und der Insel Corsika), in einem Kloster lebten, bekannt. Sie
schifften sich über an das Capo Corso, nahmen den Leichnam der
heiligen Martyrin vom Kreuze, und überbrachten denselben in ihr
Kloster, wo sie ihn ehrenvoll beerdigten. Viele Jahre nachher wurde
cr nach Brescia, in Italien, übersetzt, wo er heut zu Tage noch
aufbewahrt, und von den Gläubigen hoch verehrt wird.
Eusebius hatte wohl recht, wenn er glaubte, die Dienstleistung
einer guten und getreuen Dienstperson laffe sich um keinen Preis
schätzen. Ein wahrhaft christlicher Knecht, eine wahrhaft christliche
Magd ist ein großer Schatz im Hause, welcher nicht alle Tage ge-
funden wird; zum Theile aber auch deßwegen nicht, weil es auch
die Meisterschaften an redlicher Erfüllung ihrer Pflichten gegen die
Dienstleute ermangeln lassen.
Paulus schreibt an seinen Schüler Timothcus also: »Wer für
die Scimgcn, sonderlich für seine Hausgenossen keine Sorge trägt,
der ist kein Christ; cr hat den Glauben verläugnct, und ist ärger
als ein Ungläubiger." (1. Tim. 5, 8.)
Es soll deßhalb hier noch ein Spiegel für christliche Dienst:
Herrschaften stehen:
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen