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06 Der heilige Gregorius der Große, Papst.
gend gefährlich werden möchte. Er wandte sich an seine Freunde
mit flehentlichen Bitten, sich seiner anzunehmen. Unter vielen Thrä-
nen stellte er ihnen die Gefahr seiner Seele vor, wenn er wieder in
die Welt, die er verlassen habe, zurückträte. Vertrauend auf die
Gunst des Kaisers, sandte er an denselben ein Schreiben, in wel-
chem er ihn beschwor, seine Wahl nicht zu bestätigen. Allein Gcr-
manus, dcr Präfckt von Rom, ordnete einen Gesandten nach Con-
stantinopel ab, welcher den von Gregorius dahin geschickten Brief-
träger einholen, ihm den Brief abnehmen, dem Kaiser die Wahl
des Gregorius anzeigen, und die Bestätigung derselben erbitten mußte.
Mauritius dankte Gott, daß er die Wahl auf einen so würdigen
Mann geleitet habe, und ertheilte seine Bestätigung mit großer
Freude. —
Gregorius erfuhr, was der Statthalter gethan hatte, und gab
deshalb die Hoffnung auf, von dem Kaiser eine für sich günstige
Antwort zu erhalten. Dic Flucht war nun noch das einzige Mittel,
durch welches er sich dem obersten Hirtenamte zu entziehen hoffte.
Seine Entwcichung zu verhüten, wurden alle Thore der Stadt Rom
bewacht. Er hüllte sich deßwegen in fremdes Gewand ein, ließ
sich, eingeschlossen in einem aus Weiden geflochtenen Korbe, deren
sich die Kaufleute zu ihren Waaren bedienten, aus dcr Stadt weg-
bringen, und verbarg sich in den Höhlen eines Waldes. Die Rö'-
mer waren trostlos über seine Flucht; sie betheten, fasteten und ver-
goßen unzählige Thränen, von Gott die Rückkehr des Gregorius zu
erflehen. Am dritten Tage endlich ward er, auf eine wundervolle
Anzeige entdeckt, und in die Stadt zurückgebracht. Nun glaubte er
länger nicht widerstehen zu dürfen. Er wurde feierlich eingeweiht in
der St. Petcrskirche am l^0. September 590.
Als Gregorius zum Papste erwählt, aber noch nicht feierlich
eingeweiht war, brach in Rom eine bösartige Seuche aus, welche
in kurzer Zeit viele Menschen dahin raffte. Er crmahnte in einer
kräftigen Rede zur Buße, und ordnete einen Bittgang an. Die
Seuche war so verheerend, daß wahrend des Bittganges von denen,
welche ihm beiwohnten, achtzig Personen dahinstarben. Man muß
staunen, wenn man bedenkt, wie viel Grcgorius während seines
Papstthumes zur Förderung des Reiches Gottes gethan und geschrie-
ben hat, und von tiefer Ehrfurcht wird man hingerissen, wenn man
beherziget, wie cr's gethan und geschrieben hat. Er lebte nicht sich,
sondern ganz und einzig dem Reiche Christi. In seinem Wandel,
wie in seinen Schriften malen sich nach dem Leben seine Demuth,
seine Liebe, seine Geduld und seine Gottseligkeit. Seine Amtsvcr-
waltung ist das treueste Nachbild dessen, was er von den Hirten-
pflichten so schön und erschöpfend geschrieben hat. Seine Sorge
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen