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Der heilige Johannes Climakus, Abt.
(Am 30. März.)
Weder der Ort, noch die Zeit der Geburt des heiligen Johan-
nes Climakus läßt sich mit Gewißheit angeben. Nicht unwahrschein-
lich ist cs, daß er um das Jahr 523 in Palästina zur Welt ge-
kommen sey. Er muß in der Jugend eine gute Erziehung genossen,
und auf die Wissenschaften sich verlegt haben, weil ihm der Name
„Scholastikus" beigelegt wurde, eine Ehrenbcnennung, die nur solche
erlangten, welche ausgezeichnet waren in den Wissenschaften. Erst
sechszchn Jahre alt, entsagte er den Bestrebungen und den Hoffnun-
gen der Welt, und begab sich in ein Kloster auf dem Berge Sinai.
Da widmete er sich unter der Leitung eines in der Gottseligkeit er-
probten Mönches, der Martyrius hieß, der höchsten Wissenschaft, der
Wissenschaft der Heiligen, und der würdigsten aller Bestrebungen,
der Bestrebung evangelischer Vollkommenheit. In Demuth unter-
warf er sich einem Lehrer, der in weltlichen Kenntnissen tief unter
ihm stand; bereitwillig überließ er sich einem Führer, der außer dem
Wege des Evangeliums keinen andern kannte; mit Muth bekämpfte
er das Feuer der jugendlichen Lüste; unverzagt ging er voran auf
der Bahn harter Selbstverläugnung, und strenger klösterlicher Uebun-
gen, und fand sich glücklich in der Verläugnung seines eigenen Wil-
lens, in der Einfalt nach dem Sinne des Evangeliums. Erst nach
einer vierjährigen Probezeit ward er durch das feierliche Gelübde zum
beständigen klösterlichen Leben verbunden. Er hatte aber auch in
dieser Zeit schon so große Fortschritte auf dem Wege der Vollkom-
menheit gemacht, daß er eine eigene Zelle zu beziehen, und sich selbst
überlassen zu werden, würdig geachtet wurde. Er zog sich zurück
in eine Zelle, welche etwa fünf Steinwürfe weit vom Kloster ent-
fernt war, und Tola genannt wurde. Hier lag er beständig der
Arbeit oder dem Gebethe, oder der Betrachtung, oder dem Gesänge
ob. Mit Handarbeit, bei der sein Geist beständig auf Gott gerich-
tet war, erwarb er sich seinen Unterhalt. Er machte keinen Unter-
schied in den Speisen, genoß aber dieselben so sparsam, daß man
glauben mochte, er werde mehr durch den Anblick, als durch den
wirklichen Genuß derselben erhalten. Was er von dem Erwerbe
durch seine Arbeit erübrigte, theilte er den Armen mit. Er gestat-
tete seinem Körper auf hartem Lager nur eine 'ehr kurze Ruhe.
Den größern Theil der Nacht brachte er im Gebethe zu, oder in
heiliger Betrachtung, in welche er sich oft so tief versenkte, daß er
todt zu seyn schien für jeden äußern Eindruck, und nur hie und da
ein Seufzer sein inneres Leben verrieth. Sehr wachsam auf die ge-
heimsten ungeordneten Regungen seines Herzens, bekämpfte er sie im
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen