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Am 27. Mai. 73
dem Bischöfe von Soissons, den sie an ihren Hof gezogen hatte.
Dadurch ward der König in eine solche Gemüthsvcrfaffung versetzt,
daß er der christlichen Religion wenigstens nicht abhold war. Ein
Geschichtschreiber meint, Berta habe von dieser Gemüthsbeschaffenhcit
des Königs dem Papste Kunde gegeben, und dadurch die Sendung
der Glaubcnsboten, wenn nicht veranlaßt, doch befördert.
Sobald Augustinus auf der Insel Thanct angelangt war,
schickte er einige von seinen Geistlichen, die Franken, die daher der
Landessprache kundig waren, zum Könige, und ließ ihm sagen, daß
er in seinem Königreiche angekommen sey, um ihm gute Zeitung zu
verkündigen von einer ewigen Glückseligkeit, und von einem Reiche,
welches wir bei dem wahren, lebendigen Gott ohne Ende besitzen
werden. Der König hieß die Missionarien an dem Orte, wo sie
waren, verweilen, bis seine weitere Verfügung erfolgen würde, und
gab Befehl, sie mit allen Bedürfnissen hinlänglich zu versehen. Bald
darauf begab er sich auf die Insel Thanct, und ließ den Augustinus
und dessen Gefährten sich vorstellen unter freiem Himmel, weil er
von einem alten Vorurthcile befangen war, daß sie ihn, wenn er
in einem geschlossenen Orte mit ihncn die nämliche Luft einhauchte,
durch Zauberkünste täuschen, oder ihm schaden könnten. Die Mis-
sionaricn traten vor den König in der Ordnung einer Prozession,
an deren Spitze ein silbernes Kreuz, und ein Gemälde, welches das
Bild des Erlösers vorstellte, vorangctragen wurde. In lauten Wcch-
selgesängen sichten sie um den göttlichen Segen für das große Werk,
das sie vorhatten. Auf Geheiß des Königs setzten sie sich nieder,
und sprachen von den erhabenen Wahrheiten der christlichen Reli-
gion , und von ihren großen Verheißungen. Der König hörte sie
aufmerksam an, und sprach, nachdem sie ihre Rede vollendet hatten:
!,Schö'ne Lehren! herrliche Verheißungen. Weil sie aber neu und
ungewiß sind, so kann ich ihncn nicht beistimmen, und nicht verlast
scn die Religion, der ich so lange schon mit meinem Volke huldige.
Dcßungeachtct werde ich, da ihr so weit hergekommen seyd, und
uns mittheilen wollet, was ihr, wie mir scheint, aus aufrichtiger
Ueberzeugung für wahr und für gut haltet, euch nicht nur kein Leid
anthun, sondern vielmehr sehr gut halten, und euch den nöthigen
Unterhalt geben lassen. Ucbrigens werde ich eurem Unternehmen
kein Hinderniß in den Weg legen. Ihr möget, wie es euch beliebt,
lehren, und die Leute bewegen, cucre Religion anzunehmen." Er
wies ihnen in stincr Residenzstadt Dorobern, welche nachher Cantel-
berg genannt wurde, ein Haus zur Wohnung an. In Prozession
und unter lautem Gesänge zogen die Missionaricn in die Stadt ein.
Da führten sie eine Lebensweise ganz nach dem Vorbilde der heili-
gen Apostel und der Gläubigen in den ersten Zeiten des Christen-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen