Page - (000081) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
Image of the Page - (000081) -
Text of the Page - (000081) -
Am 23. Mai. 77
Jahre 575 nahe bei der Stadt Dornik von erkauften Meuchelmör-
dern getö'dtet wurde. Während der Regierung ihres Sohnes Chil-
deberts und ihrer Enkel Theudebert (Theodebert) und Theuderich
(Theoderich) maßte sie sich eine große Gewalt in der Reichsverwal-
tung an, und überließ sich dabei einer sehr ausschweifenden Lebens:
weise. Der heilige Desidcrius verwies ihr mit großem Nachdrucke
ihre Vergehungcn, und erklärte, wie einst Johann der Täufer, ihre
Verbindungen für unerlaubt und sündhaft. Dadurch reitzte er den
Zorn des wollüstigen Weibes, und entstammte gegen sich ihre Rach-
bcgicrde. Diese zu befriedigen suchte sie Hohe und Niedere, die
Bürgerlichen und die Soldaten gegen den gottseligen Bischof einzu-
nehmen. Sie ließ nichts unversucht, mancherlei Beschuldigungen und
Anklagen gegen ihn aufzubringen, und durch falsche Zeugen sie be-
stätigen zu lassen. Es ward eine Versammlung von Bischöfen nach
Chalons an der Saone berufen, welche, irre geleitet durch die schein-
baren Anklagen, und durch die falschen Zeugnisse, den Desiderius des
heiligen Amtes entsetzte, worauf er um das Jahr 603 auf eine In-
sel verbannt wurde. Gott war in diesem fremden Aufenthaltsorte
sichtbar mit seinem Diener, wie einst mit dem Joseph in Acgypten,
und bestätigte dessen Unschuld und Heiligkeit durch mehrere wunder-
volle Werke, die er durch ihn geschehen ließ. Die Bewohner der
Insel bewiesen ihm große Verehrung, und er stiftete unter ihnen
großen Segen durch das heilige Evangelium. Nach vier Jahren
wurde er zurückberufen zu seiner Kirche nach Vienne. Unbeschreiblich
war der Jubel, mit dem er von seiner gläubigen Heerde empfangen
wurde. Unzählige Menschen strömten dem geliebten Hirten entge-
gen außer die Stadt, in die sie ihn unter lautem Freudengeschrei
begleiteten.
Der Haß der Brunchild war aber noch nicht erloschen, und
noch nicht gestillt ihre gränzenlose Rachgierde; im Gegentheile noch
mehr angestammt durch die große Verehrung, die dem Manne Got-
tes allgemein bewiesen wurde. Ein Beamter der Stadt Vicnne ließ
sich von ihr gewinnen, und zum verabscheuungswürdigen Werkzeuge
ihrer Rache gebrauchen. Er quälte auf alle ihm mögliche Weise
nicht allein den Bischof, sondern auch dessen Geistlichkeit. Jeder An-
laß, die Diener Gottes zu lästern, zu vcrläumden, oder auf was
immer für eine andere Art sie zu drangen, war dem niederträchtigen
Manne willkommen. Jede Betrübniß und jeder Kummer, die er
ihnen verursachen konnte, verschaffte seinem argen Herzen große Freude.
Eines Tages ließ er zwölf Kirchendiener ergreifen, sie in Bande le-
gen, und in ein tiefes Gefängniß werfen, in welchem sie lange Zeit
schmachten mußten. Alle Verwendung für ihre Rettung blieb frucht-
los. Desiderius flehte für sie zu Gott ohne Unterlaß. Gott er-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen