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Am 21. November. 87
zu verlassen, sondern in demselben, wo es ihnen gefällig wäre, ih-
ren geständigen Wohnsitz zu nehmen, und ihnen, was sie verlangen
möchten, anbot. Columbanus dankte für dieses Anerbieten mit der
Versicherung, daß er einzig darnach trachte, den Befehl des Herrn
zu erfüllen: „Wenn Jemand nach mir kommen will, der vcrläugne
sich selbst, und nehme täglich sein Kreuz auf sich, und folge Mir
nach." (Luk. 9, 23.) „Willst du das," erwiederte der König, „so
magst du dir einen abgelegenen Ort auswählen, und daselbst in der
Einsamkeit leben, nur nicht mein Gebiet verlassen, damit ich nicht
der Früchte deiner Gottseligkeit beraubt werde.«
Columbanus wählte sich zu seinem Aufenthaltsorte die große
Wüste im vogcsischcn Gebirge, wo er in der schauerlichsten Gegend,
zwischen großen Felsen ein zerfallenes Schloß fand, welches ehedem
Anagrates hieß, jetzt aber Anagrai genannt wird. Da schlug er
mit seinen Gefährten die Wohnung auf, und legte den Grund zu
dem ersten von ihm gestifteten Kloster. Da hier keine andern Le-
bcnsmittel zu finden waren, ernährte sich die fromme Genossenschaft
von Waldkräutcrn und Baumrinden. Als einer von ihnen schwer
krank lag, und alle Speise mangelte, die ihm zum Labsal hätte ge-
reicht werden können, erschien ganz unerwartet vor der Thüre des
Klosters ein Mann, welcher auf Saumpferden Brod und andere
Speisen brachte, und versicherte, daß eine innerliche Eingebung ihn
geheißen habe, dieses zu thun. Die Frau dieses Mannes hatte schon
ein volles Jahr am Fieber gelitten. Auf das Gebeth, welches die
gottseligen Mönche für sie verrichteten, ward sie gesund. Ein an-
dermal wurde dem Abte Caramatocus in einem Traumgesichte die
große Noth der Mönche zu Anagrates angezeigt. Der Abt ordnete
den Verwalter seines Klosters mit Lebcnsmitteln dahin ab. Mar-
culph, so hieß der Verwalter, ganz unkundig des Pfades, auf dem
er zu Columbanus kommen könnte, flehte zu Gott, daß Er ihn führe,
Er ließ seinem Lastthiere freien Lauf, und kam glücklich bei der Zelle
des Heiligen an.
Der Ruhm des heiligen Columbanus und seiner Gefährten
wurde in den umliegenden Orten, und bald auch in den entfernten
Gegenden verbreitet. Der abschreckenden Wildniß ungeachtet kamen
jetzt unzählige Menschen zu ihnen, sie zu sehen, von ihnen Beleh-
rung zu erhalten, und an ihrer Gottseligkeit sich zu erbauen. Auch
viele Kranke wurden dahin gebracht, welche durch die Fürbitte der
Knechte Gottes wunderbare Genesung von Gott erlangten. Von
denen, die nach Anagrates gekommen waren, überließen sich mehrere
der Führung des Columbanus auf dem Wege der Gottseligkeit, ent-
sagten der Welt, und ließen sich von dem Heiligen in die Zahl sei-
ner Jünger aufnehmen. Die Zahl der Mönche ward endlich so groß,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen