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102 Der heilige Isidorus, Bischof.
kehrtcn zu ihren Kirchen zurück, unter ihnen auch Leander, der Gott
pries für den großen Segen, den er durch seinen Bruder Isidorus
gewirkt hatte. Auf Veranlassung des Leanders zog sich Isidorus in
die klösterliche Einsamkeit zurück, ungeachtet des lauten Widerspru-
ches von Seite vieler Gläubigen, welche wähnten, daß ein so helles
Licht nicht in der einsamen Zelle verborgen seyn dürfe, sondern auf
den Leuchter gestellt werden müsse. Isidorus hatte eine ganz andere
Meinung von sich selbst; denn er war von Herzen demüthig. Er
glaubte, daß sein Geist noch großer Vervollkommnung bedürfe, und
dazu wählte er, wie es vor ihm Tausende gethan hatten, Ge-
beth, Betrachtung und Abtödtung in der Einsamkeit des klösterlichen
Lebens.
Am Anfange des siebenten Jahrhunderts starb Leander. Tag
und Nacht sichten die Gläubigen der Kirche von Sevilla zu Gott,
daß er ihnen einen desselben würdigen Nachfolger geben wolle. AIs
es zur Wahl kam, ward einstimmig von dem Könige Rekaredus,
von der Geistlichkeit und vom Volke, Isidorus, der Bruder des
Verstorbenen, zum Erzbischofe verlangt. Allein dieser war nicht zu
bewegen, dem heiligen Amte freiwillig sich zu unterziehen, denn er
hielt sich desselben unwürdig, und besorgte deshalb, daß seine Er:
höhung ihm zum Falle werden möchte. Er wurde mit Gewalt aus
seiner Zelle herausgenommen, und unter Frcudengcschrei in die Kirche
geführt. Da wollte er seine Stimme erheben gegen den Zwang,
der ihm angethan wurde; allein sie konnte wegen dem lauten Jubel
der Menge nicht vernommen werden. Er überzeugte sich nun, daß
aller Widerstand vergeblich sey; er erkannte die Fügung Gottes, und
ließ es geschehen, daß ihm die heiligen Weihen ertheilt wurden.
Unverzüglich wurden Abgeordnete nach Rom geschickt an den Papst
Gregor, der sich hoch erfreute über die getroffene Wahl, sie bcsta't-
tigte, dem Isidorus das crzbischöstiche Pallium übersandte, und ihn
zum ersten der Bischöfe Spaniens erklärte.
Der neue Oberhirt opferte sich nun einzig und ganz der Kirche
Gottes, kämpfte muthig für die Wahrheit, arbeitete rastlos an dem
Heile der Gläubigen, die er leitete mit Weisheit und mit Liebe, und
leuchtete als ein glänzendes Vorbild hoher Gottseligkeit zur scgens-
vollsten Erbauung. Die großen Vorzüge, die er vor vielen Andern
lx-saß, die hohe Würde, durch die er über sie erhoben war, die allgemeine
Verehrung, die ihm zu Theil wurde, erstickten nicht in seinem reinen
Gemüthe das Gefühl der tiefsten Demuth, indem er sich selbst für
den Geringsten hielt, und gerne sich als den Diener Aller bewies.
Dieses edle Gefühl bewahrte und kräftigte er durch die unablässige
Betrachtung der Erniedrigung des Sohnes Gottes in seinem Leiden
und in seinem schmählichen Tod am Kreuze. Seine Wohlthätigkeit
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen