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Am 13. September. 123
die Kleider vom Leibe, brachten eine Leiter herbei, legten ihn auf
sie hin, und banden ihn fest. Wahrend dessen bethete er: »Herr
Jesu Christe! der Du deine Hände ausgestreckt am Kreuze, und mit
deinem Blute uns erlöset hast, ich danke Dir , daß Du mich aus
einer fernen Gegend durch so viele Länder geführt hast, und mich
würdigest, wegen eines Verbrechens, dessen ich nicht schuldig bin,
mein Blut zu vergießen." Zwei von denen, welchen der Prinz die
Marter zu vollziehen anbefohlen hatte, sagten in der Stille: „Herr
Jesu Christe! rechne uns das Blut dieses Mannes nicht zur Schuld;
denn Du weißt, daß wir dazu, was wir thun, gezwungen werden."
Emmcram hörte diese Worte und bethete: «Herr! vergilt ihnen nach
ihrer Gesinnung!" Jetzt wurde die fürchterliche Verstümmelung voll-
zogen. Zuerst wurden die äußern Glieder der Finger weggeschnit-
ten, darauf die Augen ausgestochen, dann die Hände abgehackt, und
beide Ohren vom Kopfe getrennt. Der fromme Kämpfer gab keinen
Laut des SchmerzenZ von sich, blieb heitern Angesichtes und bethete.
Die Wuth des Prinzen war noch nicht besänftiget. Auch die Füße
wurden dem Heiligen abgehackt, nachdem vorher schon die Zehen
weggeschnitten waren. Emmeram fuhr fort, Gott zu preisen. Dieß
erbitterte den Wütherich, daß sie ihm nun auch noch die Zunge aus
dem Munde schnitten. So ließen sie den heiligen Märtyrer, in sei-
nem Blute schwimmend, liegen, und entfernten sich.
Die Begleiter Emmerams kamen jetzt aus dem Verborgenen zu
ihm hervor. Zu ihnen gesellten sich viele Bewohner der Gegend,
die durch die hohe Standhaftigkeit des Heiligen in die höchste Ver-
wunderung gesetzt wurden. Sie legten ihn auf einen Wagen, in
das Dorf Aschhcim ihn zu bringen. Sie hatten aber das Dorf
noch nicht erreicht, als sich die Zeichen des nahen Todes einstellten.
Sie sahen sich genöthigt, stille zu halten, und glaubten von einem
ungewöhnlichen Lichte sich umsioffen, als Emmeram verschied. Hier
an dieser Stelle wurde dcr Leichnam auch begraben, nach vierzig
Tagen aber erhoben, und nach Föhring, an die Isar geführt, dann
auf einen Floß gelegt, so herab auf die Donau, dann auf dieser
nach Rcgensburg gebracht. Dort ging ihm der Herzog mit seinem
Hofstaate entgegen, begleitete ihn zwischen einem Chor Psalmen sin-
gender Priester in feierlicher Prozession, mit fliegenden Fahnen und
angezündetem Rauchwcrke in das, von dem Heiligen sehr oft be-
suchte, St. Georgi Kirchlein, wo er zur Erde bestattet wurde. Der
Herzog Thcodo verwies seine Tochter nach Italien, und seinen
Sohn nach Ungarn. Zu Ehren des Heiligen erbaute er zu Re-
gensburg das nachmals so berühmte Kloster St. Emmeram, wel-
ches, nach Zerstörung jener des heiligen Severins, das erste Kloster
in Bayern war.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen