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Am 2 l . Februar. 125
sich zurück zu ziehen, und ihn flehentlich bat, dazu seine Einwilli-
gung zu geben. Modaldus bewunderte den männlichen Entschluß;
stellte ihm aber lebhaft vor, wie schwer und gefahrvoll die Ausfüh-
rung desselben für einen noch so zarten Jüngling sey, und erklärte,
daß es nicht in seiner Gewalt liege, die Einwilligung zu geben.
Dadurch ließ Germanus sich nicht zurückschrecken, denn er hatte die
feste Zuversicht, daß Gott, der den Entschluß in sein Herz gelegt,
auch die Ausführung desselben leiten werde.
Seine Eltern müssen um diese Zeit schon gestorben seyn, denn
die Geschichte sagt, daß er sein elterliches Erbthcil an die Armen
vertheilt habe. Er verließ Trier, und begab sich mit dreien seiner
Gefährten zu dem Bischöfe Arnulphus, der in die Einöde Hören-
berg sich zurückgezogen hatte, und ein heiliges Leben führte. Der
Bischof überzeugte sich bald von dem guten Geiste, der den Jüng-
ling beseelte, nahm ihn freudig in seine Zelle auf, gab ihm die
Haarschur und das Ordenskleid des heiligen Benedikt, und behielt
ihn einige Zeit bei sich, um ihn zu den Uebungen des klösterlichen
Lebens anzuleiten. Darauf kam Germanus in das Kloster des hei-
ligen Romarikus, welches zu oberst auf dem nahe gelegenen Berge,
der Römelsbcrg genannt, erbaut war. Vorher hatte er zwei seiner
Mitbrüder zu seinem Bruder Numerianus geschickt, ihn zu bewegen,
daß er auch von der Welt sich zurückziehe, und dem einsamen Leben
sich widme. Numerianus folgte dem Rufe des Bruders, und beide
traten miteinander in das ebengenannte Kloster ein, in welchem sie
sehr liebevoll aufgenommen wurden. Die Mönche freuten sich, die
Zahl ihrer Genossenschaft durch zwei so hoffnungsvolle Mitglieder
vermehrt zu sehen. Die Hoffnung ward nicht getäuscht. Bald
wurde der gute Geist, welcher den Gcrmanus beseelte, den Brüdern
offenbar, indem er ihnen zum leuchtenden Vorbilde wurde durch seine
Gottseligkeit, in der er außer Gott nichts anders liebte und suchte,
durch seine strengen Uebungen im Bethen und Betrachten, im Fasten
und Wachen, durch die er seine Gottseligkeit täglich mehr entstammte;
durch seine Genügsamkeit, die außer der höchsten Nothdurft nichts
verlangte; durch seinen Gehorsam, durch seine Demuth, und durch
die lautere Liebe, die er Allen bewies. Der Geist des Bruders
theilte sich dem Bruder mit. Auch Numcrianus ward immer voll-
kommener in gottgefälligem Sinn und Wandel. Freudig gehor-
chend den Winken ihres Obern gingen die Brüder oft in den Wald,
Holz zu schlagen, welches sie auf den eigenen Schultern nach Hause
trugen.
Die Brüder zeigten dem Germanus große Verehrung. Dieses
wollte seine Demuth nicht ertragen. Er verließ deßhalb das Kloster,
und begab sich, begleitet von seinem Bruder, und von Chuanus,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen