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160 Der heilige Leodegar, Bischof und Märtyrer.
bel, und unter den glänzendsten Freud.'nbezeugungcn von der Pric-
sierschaft und von dcm gläubigen Wolke empfangen wur!,e.
Lcodegar, der in den Fürsten, weil sie von Gott gesetzt sind,
nur die Macht Gottes sah, bewies dem König Theuderich jene Treue,
die er dcm König Childerich bis zu dessen Tode unverbrüchlich be-
wiesen hatte. Auf Lcodegars Einrathcn ernannte Theuderich den
Leudesius, einen eben so einsichtsvollen als rechtschaffenen Mann, zu
seinem Obersthofmcistcr, oder ersten Minister. Dadurch ward das
Gemüth Ebroins, der vielleicht diese Würde für sich erwartet hatte,
in die höchste Unruhe versetzt. Er warf das Mönchsgcwand, das
er bisher noch getragen hatte, von sich, nahm sein Weib zurück,
warb Soldaten, und ließ einen angeblichen Sohn Clotars I I I . , als
wollte er ihn krönen, auftreten. Er lockte den Leudesius zu einer
Unterredung, ließ ihn aber auf dem Wege ermorden. Das nächste
Ziel seiner Rache war nun der heilige Leodegar, auf dessen Einra-
then Leudcsius zur höchsten Würde von dem Könige erhoben worden
war. Da er aber gezwungen war, sich selbst nach Neustrien zu
wenden, trug er die Ausführung seiner Rache dem Waimar, Herzog
von Champagne, auf. Zu Autun entstand ein allgemeiner Schrecken,
als man den Anzug Vaimars vernahm. Der Bischof allein blieb
uncrschütterten Muthes, obgleich er wohl wußte, daß es sein Leben
gelte. Die Geistlichen, und andere von seinen Freunden riethen ihm,
durch die Flucht sich, sein Eigenthum und die Schatze seiner Kirche
zu retten. Es wurde von goldenen und silbernen Gefäßen nur so
viel zurückbehalten, als der nothdürftige Gebrauch der Kirchen erfor-
derte. Alle andere ließ er zusammenschlagen, und an die Armen,
und an die Klöster, die einer Hilfe bedurften, vertheilen. Darauf
ordnete er ein dreitägiges Fasten und Bittgänge an, von Gott die
Abwendung feindlicher Gefahr zu erflehen. Als Vaimar mit seinen
Truppen sich näherte, flüchteten sich sehr Viele vom Lande in die
Stadt. Die Stadtthore wurden gesperrt, und man war entschlossen,
Gewalt mit Gewalt abzuweisen. Leodegar versammelte die Gläubi-
gen in die Kirchen, und bat alle um Vergebung, die er vielleicht
beleidigt haben möchte. Vaimar machte einen Anfall auf die Stadt,
der aber fruchtlos blieb, obgleich bis in die späte Nacht gekämpft
wurde. Dem Bischof ging die Gefahr der Bürger tief zu Herzen,
er sprach deßhalb zu ihnen: „Bürger! es soll nicht mehr gckämpft
werden. Wenn sie gekommen sind, mich zu ergreifen, so werde ich
freiwillig mich ihnen ausliefern. Schicken wir Jemand zu ihnen,
damit wir erfahren, was sie wollen." Der Abt wurde zu den Fein:
den abgeordnet, wo ihm Diodo erklärte, daß sie die Stadt zu drän-
gen nicht ablassen würden, so lange der Bischof nicht ausgeliefert
sey, und die Bürger nicht dem Clodovcus Treue schwören würden.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen