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Am 24. November. 261
bin eine Christin, bereit, alle Qualen für Jesus Christus zu erdul-
den." Der Bruder gab sich viele Mühe, sie auf andere Gesinnung
zu bringen, durch Schmeicheleien zuerst, dann durch Drohungen, end-
lich durch Schlage, und als auch diese fruchtlos waren, schleppte er
sie mit Gewalt zu dem Richter hin, und sprach: „Diese meine
jüngste Schwester, hat, wie ich, früher unserm Glauben gchuldiget;
nun aber ist sie durch die Reizungen der Christen verführt worden."
Auf die Frage des Richters: ob dieses wahr sey? antwortete Flora:
sie habe von Kindheit an Christum verehrt. Der Richter ergrimmte
fürchterlich, ließ durch zwei Soldaten sie ergreifen, die Arme ihr
ausspannen, und sie durch Schläge unmenschlich mißhandeln. Selbst
ihr Kopf ward so wenig verschont, daß man das bloße Gebein sc-
hen konnte. Darauf übergab er sie halb todt dem Bruder, mit dem
Auftrage, für ihre Heilung zu sorgen, sie im muhamedanischen Ge-
setze zu unterrichten, und sie dann wieder zu ihm zu bringen. Der
Bruder brachte sie nach Hause, ,und übergab sie der Pflege von
Weibspersonen, die sie unterrichten, und durch arglistige Schmeiche-
leien bekehren sollten. Dabei ward sie sorgfältig bewacht, auf daß
sie nicht entfliehe. Dessen ungeachtet entkam sie. Als sie genesen
war, erstieg sie eine hohe Mauer, kroch über selbe auf das Dach
eines nahe stehenden Schoppen, kam von demselben durch einen ge-
wagten Sprung auf die Gaffe, und eilte davon zu dem Hause ei-
nes Christen, in dem sie Sicherheit fand. Bald darauf verließ sie
die Stadt Cordova, und begab sich in ein Dorf, welches Offaria
hieß, und nicht ferne von der Stadt Tuccitane war. Hier blieb sie
mit ihrer Schwester längere Zeit verborgen. Endlich kehrte sie, ge-
trieben von dem Verlangen nach der Marterkrone, nach Cordova
zurück.
Als sie eines Tages in der Kirche des heiligen Aciscolus be-
thete , und sich der Fürbitte der heiligen Märtyrer empfahl, kam
auch dahin eine andere christliche Jungfrau, die Maria hieß. Sie
war eine Schwester des Valalbonsus, der kurz zuvor den Marter-
kränz erlangt hatte. Bis daher hatte sie sich in einem Kloster auf-
gehalten, unter der Leitung der gottseligen Artcmia, deren beide
Söhne, Adolpyus und Johannes, gleich beim Anfange der Regie-
rung des Abdcramus den Martertod erlitten hatten. Kaum hatte
sie vernommen den Martertod ihres Bruders, als sie entflammt
wurde nach gleichem Heile. Sie verließ das Kloster, und verfügte
sich nach Cordova. Hier kam sie in der Kirche des heiligen Acisco-
lus, gewiß nicht ohne Fügung der göttlichen Vorsehung, zu Flora.
Beide Jungfrauen theilten sich einander gegenseitig mit. Die gleiche
Gesinnung bewirkte auf der Stelle ihre innigste Vereinigung. Sie
gaben sich den Kuß heiliger Liebe, und gelobten, unzertrennlich ver-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen