Page - (000264) - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
Image of the Page - (000264) -
Text of the Page - (000264) -
262 Die heilige Flora und Maria, Jungfrauen :c.
eint zu bleiben. Die Glut der Einen hatte sich an der Glut der
Andern so stark entzündet, daß sie sich freiwillig vor dcn Richter
stellten. Da sprach Flora: „Sieh, ich bin die, welche du früher
auf unmenschliche Weise schlagen ließest, weil ich, eine geb»n>e M»-
hamedanerin, Christum verehre. Bisher habe ich aus Schwachheit
mich verborgen, jetzt aber bekenne ich, gestärkt durch die Gnade mei-
nes Gottes, laut und öffentlich, daß Christus wahrer Gott sey.
Ich verabscheue euern falschen Propheten." Maria sagte: „Auch
ich, die ich unter den Blutzeugen Jesu Christi einen Bruder habe,
bekenne vor dir, daß ich glaube, Christus sey Gott, und euer Aber:
glaube eine Erfindung des Teufels." Rasend vor Zorn ließ der
Richter die beiden Jungfrauen abführen ^ in den Kerker, der sonst
für schamlose Dirnen bestimmt war. Da kräftigten sie sich zum be-
vorstehenden Kampfe durch anhaltendes Gebeth und durch stren-
ges Fasten.
Einige Zeit hernach ließ der Richter die Flora, a»f Andringen
ihres Bruders, noch einmal vor sich kommen. Der Bruder war
auch zugegen. Jener fragte sie, ob sie dicscn kenne? „Ich kenne
ihn," antwortete sie, „er ist mein Bruder nach dem Fleische."
Darauf sagte der R'chter: „Wie kommt es, daß er unsere Religion
hat, und du der christlichen huldigest?" Flora erwiederte: „Vor
acht Jahren (vor dem Tode des Baters) steckte ich >n dcm Irr-
thume meiner Voreltern, wie mein Bruder; aber jetzt, nachdem mich
Gott zur Erkenntniß der Wahrheit geführt hat, habe ich beschlossen,
für sie bis in den Tod zu kämpfen." Der Richter fragte: „Welche
Gesinnung hast du heute, in Ansehung dessen, was du neulich zu
mir sagtest?" Flora meinte, der Richter spreche von der Schmä-
hung, die sie gegen Muhamed ausgesprochen hatte, und antwortete:
„Sie könne noch Aergcres sagen." Nun ließ sie jener in das Ge-
fängniß wieder führen.
Nach zehn oder zwölf Tagen, am 4. November 851 , wur-
den Flora und Maria hinausgeführt auf den Richtplatz, und ent-
hauptet.
„O Geücbteste! Laßt es euch doch nicht als etwas Seltenes
und Außerordentliches befremden, daß ihr durch das Feuer der Trüb-
sal geläutert und bewährt werden müsset. Freuet euch vielmehr,
daß ihr auf diese Art an den Leiden Christi des Herrn Theil neh-
men könnet; denn das ist euch ein sicheres Pfand, daß auch einst
euerc Freude, wenn Er in seiner Herrlichkeit erscheinen wird, unaus-
sprechlich groß seyn werde. Ja , selig seyd ihr, wenn ihr wegen
unsers Glaubens an Christum gelästert werdet; denn Gottes Geist,
der ein Geist der Herrlichkeit und der Kraft ist, ruhet aus euch."
„Nur leide Niemand aus euch je als ein Mörder, Dieb, Lästerer
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen