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284 Der heilige Wenzeslaus, und die heilige Ludmilla :c.
aber weit entfernt, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, oder einen
Einfluß auf die Landesregierung mit Nackdruck ;u behaupten, denn
sie war nach dem Vorbilde ihres Erlösers sanftmüthig und von
Herzen demüthig. Freiwillig begab sie sich der Vormundschaft, über-
ließ die Prinzen ihrer argen Mutter, und bat sich nun aus, daß
ihr vergönnet werde, an einem ihr beliebigen Orte in stiller Einsam:
keit Gott ungestört zu dienen. Sie verließ Prag, und zog sich mit
ihren Leuten in das Schloß Tetin zurück.
Die gottlose Drahomira wendete nun Alles an, ihren Sohn
Wcnzcslaus zu verkehren. Die ihr ergebenen Höflinge mußten in
dem argen Unternehmen sie unterstützen. Durch höfisches Wohllcdcn,
durch rauschende Zerstreuungen, und durch reizende Ergötzlichkeiten
sollte sein frommer Sinn gelahmt, und seine Tugendliebe geschwächt
werden. Auf diesem Wege hoffte sie ihn am schnellsten und am
sichersten gegen die heilige Religion der Christen zuerst gleichgültig,
dann derselben abhold, und endlich dem Götzendienste, weil er der
Sinnlichkeit so sehr schmeichelt, geneigt zu machen. In seinem, des
künftigen Regenten Abfall, sah das schlaue Weib den Sturz der
christlichen Religion im ganzen Lande als vollendet an. Allein Gott
kräftigte seinen jungen Verehrer, und machte die Anschläge der gott-
losen Mutler zu Schanden. Wcnzcslaus bemerkte die Fallstricke,
und war nun desto sorgfältiger auf seiner Hut, hielt sich nun um
so fester an seinen Jesus Christus, und dessen heilige Lehre. Er
ward in seinem guten Sinne gekräftigct durch einige Priester, und
andere gottesfikchtige Männer. Diese mußten aber, sobald Draho-
mira von ihrem Bemühen Kunde erhielt, den bittersten Groll des
bösen Weibes fühlen. Unter den schwersten Drohungen wurde ihnen
aller Zutritt zu dem Prinzen untersagt. Der gottselige Eifer der
Priester scheute aber keine Drohung und keine Gefahr. Sie kamen
des Nachts durch eine Hinterthüre des Palastes zu Wcnzeslaus, und un-
terhielten sich mit ihm in frommen Gesprächen, durch die er in dem
heiligen Glauben mächtig befestiget wurde.
Die schlimme Drahomira erblickte in Ludmilla ein vorzügliches
Hinderniß, ihre Absicht, das Christenthum aus dem ganzen Lande
zu verdrängen, zu erreichen. Sie faßte deßhalb den Entschluß, sie
todten zu lassen. Zwei nichtswürdige Höftinge ließen sich zur Aus-
führung des grausamen Mordes bereit finden. Sie kamen nächtlicher
Weile zu dem Schlosse Tetin, sprengten die Thore und Thüren des-
selben mit Gewalt auf, und kamen in das Schlafgemach der Lud-
milla, die sie mit rasendem Ungestüm aus ihrem Bette herausrissen,
und erwürgten. Bethend gab die christliche Heldin ihren Geist auf.
Sie hatte die Mörder ersucht, ihr den Kopf abzuschlagen, auf daß
sie ihr Blut für Jesus Christus vergieße, wie er auch das stinige
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen