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872 Der heilige Stanislaus, Biscbof und Märtyrer.
andere Gelehrte, deren Hochschätzung er sich erworben hatte, ihn be:
wegen wollten, die Würde eines Doktors der geistlichen Rechte sich
beilegen zu lassen. Dessen weigerte er sich aber in seinem demüthi-
gen Sinne, der allen äußern Man; verschmähte. Mit großer Sorg:
fält verwahrte er sein Her; vor den verderblichen Eindruck?» sinnli:
cher Rcitzungcn, entzog sich jeder Gesellschaft und jeder Unterhaltung,
welche reinen Gemüthern zum ?lnstoße sind; bewachte sein Herz, auf
daß es durch keine sündl'afte Nciqunq besteckt werde; strebte nach
jeder Gott gefalligen Tugend, unbekümmert um das Urtheil, und
nicht achtend den Spott fleischlich gesinnter Menschen. Bei dem
Streben nach Kenntnissen versäumte er nicht die Uebungen der Gott:
seligkeit, und die Werke leiblicher Abtödtung zur Kräftigung seines
Geistes. Mit strenger Tugend verband er ein einnehmendes und
gefälliges Betragen, das ihn in hohem Grade beliebt machte.
Nach einem siebenjährigen Aufenthalte zu Paris kehrte Stanis:
laus zurück in sein Vaterland, wohin der Ruf seiner Gelehrsamkeit
und seiner Tugend.-Vollkommendeit ihm schon vorangegangen war.
Seine Aeltern waren gestorben, und er sah sich im Besitze eines
reichen Erbes, das er aber ganz zu Werken der Barmherzigkeit und
der Liebe verwendete, um sich ein desto glänzenderes Erbgut im
Himmel zu bereiten. Er ging jetzt mit dem Gedanken um, der
Welt zu entsagen, und in die klösterliche Einsamkeit sich zurück;«-
ziehen, wurde aber auf andere Gesinnungen gebracht von Lambert,
dem Bischöfe von Krakau, der die großen Vorznge des jungen Man:
nes kannte und schätzte, deßhalb ihn »bei seiner Kirche zu behalten
wünschte, und ihn beredete, zum Priester sich weihen zu lassen.
Bald darauf machte der Bischof ihn zum Canonicus, und übertrug
ll,m daS Predigtamt.
Stanislaus leuchtete unter Krakaus Priesterschaft hervor als
eine glänzende Perle, durch seine Frömmigkeit, durch die Vollkom-
menheit seines Wandels, durch seinen glühenden Eifer in Verkündi:
qung des göttlichen Wortes, und durch sein rastloses Streben, sich
selbst, und alle seine Mitmenschen zu heiligen. Der durch hohes
Alter entkräftete Bischof Lambert wollte ihn zu seinem Nachfolger
bestellen, und jetzt schon zur bischöflichen Würde erheben, vermochte
aber nicht dazu die Einstimmung des demüthigen Mannes zu erhal:
tcn, sondern mußte damit sich begnügen, daß derselbe in den vielen
und schweren bischöflichen Amtsgeschaften ihn mit größter Thätigkeit
unterstützte. Aus der Nähe und von der Ferne kamen viele Män-
ner zu Stanislaus, von ihm Belehrung, Rath und Trost zu
erhalten.
Im Jahre 1075 starb Bischof Lambert. Stanislaus wurde
«instimmig zu dessen Nachfolger erwählt. Viele Tage widerstrebte
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen