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530 Der heilige Ludwig, König von Frankreich.
der Aufrührer, sowie das Beginnen des >'ngländischen Königs verein
telt. Obgleich sie bereits während der ganzen Zeit ihrer ruhmvol-
len Reichsvcrwesung beschäftiget war, bald den Frieden von Außen
zu ermitteln, bald das Innere des Reiches zu beruhigen, so ließ sie
doch nicht außer Acht die größte Sorgsalt für die gute Erziehung
des jungen Königs. Sie gab ihm einen Mann von erprobter Weis:
heit und Gottesfurcht zum Lehrer, ließ ihn in allen, seinem Berufe
angemessenen Kenntnissen unterrichten, leitete ihn selbst zur Fuhrung
der Staatsgcschäfte an, ließ ihn fortwährend an denselben Theil
nehmen; jedoch lag ihr mehr, als alles Andere am Herzen, seine
Vervollkommnung auf der Bahn der Gottesfurcht und der Tugend,
wobei ihr eigenes Vorbild scgensvoll wirkte. Schon vor dem An-
tritte der Regierung stand Ludwig in großem Ruhme. Durch un-
befleckten Handel, und durch ungehcuchelte Frömmigkeit erwarb er
sich die allgemeine Verehrung, durch einnehmende Freundlichkeit,
durch weise Güte, durch unwandelbare GcrechtigtVitbliebe die u>.ibc-
gränzte Liebe seiner Unterthanen. Seinem tapfern Muthe konnten
selbst die Feinde das Lob nicht versagen. Seine Weisheit ward so
allgemein anerkannt, daß selbst auswärtige Fürsten ihn mehrere Male
zum Schiedsrichter erwählten. Ward es erfordert, so zeigte der
junge Fürst gebührenden Glanz, außerdem liebte er weise Sparsam-
keit, und zog die Einfachheit in Allem vor. Seine Kleidung, sein
Tisch, sein Hofhalt zeugten laut, daß er allem eitlen Prunk von
Herzen abhold sey. Waren seine pflichtmäßigen Geschäfte, die er
immer mit großem Fleiße verrichtete, vollendet, so unterhielt er sich
gern im Umgänge mit verständigen und guten Männern. Jeden
Tag widmete er längere Zeit den Religionsübungen, und als man
ihm den Vorwurf machte, er verwende auf dieselben zu viel Zeit,
antwortete er freundlich: „Die Menschen sind sonderbar. Man macht
mir aus meinem Gebethe ein Verbrechen, und man wsirde kein Wort
sagen, wenn ich die Stunden, die ich dazu vmvend.,, dem Spiele,
der Wildjagd, oder dem Nogetstellen hingäbe." Im Gebethe hätte
man ihn für einen am Throne des Allerhöchsten hingesunkenen En-
gel halten mögen, — so lebhaft war sein Glaube, so innig seine
Gcistesversammlung am Fuße des Altars. Er unterwarf seinen Leib
verschiedenen Uebungen der Abtödtung, besuchte die Spitaler, be-
diente nicht selten selbst die Armen und Kranken mit einer Freund-
lichkeit und Liebe, die allein von der Religion eingeflößt und ge-
nährt werden können. Er genoß auch angenehme Unterhaltungen,
und unterhielt sich gerne in unschuldigen Scherzen; aber auch bei
diesen verbreitete seine innere Seelenruhe über sein gan;cs Aeußere
jene Reize, jene himmlische Hoheit, welche selbst dem Laster Zurück-
haltung und Ehrfurcht gebietet.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen