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538 Die heilige Margaritha, Jungfrau.
sie eine Abbildung derselben sah, bethete sie kniecnd vor derselben
den englischen Gruß. Wenn in dem Kapitel auf den folgenden Tag
ein Maricnfest angckündct wurde, offenbarte sich ihre fromme Freude
durch Tyränen des Dankes für das anbcthungswürdigstc Geheimniß
der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus Maria, der reinsten
Jungfrau. An den Vigilicn dieser Festtage fastete sie jedesmal bei
Brod und Wasser.
Margaritha genoß von der Zeit an, als sie das Ordcnsklcid
empfangen, und die Ordcnsgclübde abgelegt hatte, welches in ihrem
dreizehnten Allerbjahre schon geschehen seyn soll, keine Fleischspeisen,
außer wenn es ihr bei Krankheiten geboten wurde. An allen Vlgi-
lien, an jedem Mittwoch und Freitag fastete sie bei Brod und Was-
ser. Am grünen Donnerstag, Lharfrcitag und Lharsamstag aß und
schlief sie gar nicht; sondern war fortwährend, entweder stehend mit
zum Himmel gerichteten Augen, oder hingeworfen vor den Kreuzal-
tar in Gebeth und heiliger Betrachtung dcs Leidens und Sterbens
Jesu versenkt. Auf daß ihr strenges Fasten den Mitschwcstcrn vcr-
bolgen bleibe, hatte sie von den Obern die Erlaubniß erbcthen, an
den vorbenanntcn Fasttagen außcr dcm Refektorium, allein zu essen.
Allen ihren Mitschwestern bewies sie sich als eine demüthige Magd, und
fand großes Vergnügen daran, wenn ihr die geringsten häuslichen
Geschäfte überlassen wurden. Mit zuvorkommender und ausharren-
der Liebe diente sie den Kranken, pflegte sie mit unermüdlicher Ge:
duld in allen Bedürfnissen, nicht scheuend die cckelhastesten Anblicke,
rnd die Verrichtungen, vor denen verzärtelte Menschen zurückschau-
dern; — nicht schonend ihren eigenen, durch Bußstrenge abgezehr-
ten Körper. — Nicht weniger groß war ihre mitleidsvolle Liebe gc-
zen die Armen. Was sie immer von ihren königlichen Eltern an
.'ostbaren Geschenken von Zeit zu Zeit erhielt, verwendete sie zu
Werken der Barmherzigkeit. Was sie an ihrer eigenen Nahrung
durch strengen Abbruch erübrigte, ward jedesmal mit Bewilligung
der Priorin die Speise der Hungrigen. Erblickte sie durch's Fenster
außer dem Kloster cincn Armen, so bat sie selbst ihre Oberin für
ihn um Almosen. Einmal gab sie einem Dürftigen, der fast ohne
Gewand war, und vor Frost zitterte, ihr eigenes Oberklcid. Oft
erinnerte sie ihre Mitschwestern, die nicht, wie sie, von ihren Eltern
Mittel zu Werken der Wohlthätigkeit erhielten, daher keine leibliche
Gaben spenden konnten, für die Armen zu bethen, und so durch
geistliches Almosen ihnen zu Hilfe zu kommen. Ihren Obern be-
zeugte Margaritha immer die größte Verehrung, und in Allem den
willigsten Gehorsam. In keiner Sache wollte sie, ihres vornehmen
Herkommens wegen, einen Vorzug vor den andern Klostcrgenossin-
icn haben. Viclmal bat sie, daß man sie in Allem ihnen gleich
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen