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Am 27. April. 543
ihre fromme Seele stets mit Gott pflegte. Ihr ganzer Wandel
w-^r, so zu sagen, ein Gebeth. Alle Gedanken, Worte, Begierden
und Handlungen geschahen von ihr vor den Augen des Herrn.
Eben so freudig, als oft, wohnte sie dem öffentlichen Gottesdienste
bei. Wenn ihre Geschäfte, und ihre Herrschaft es erlaubten, so
blieb sie oft stundenlange, auch bei den damals gewöhnlichen Nacht-
metten, in der ihrem Hause ganz nahm Kirche des heiligen Frigi-
dian, so daß der Kirchendiener sie oft mit Unwillen fortschaffte.
Wahrend ihrer Arbeiten war ihr Herz beständig bei Gott. Dadurch
erfüllte sie die Lehre des Apostels: „Bethet ohne Unterlaß!" Sie
vermied jedoch den geringsten Schein von Gleisnerei. In der Kirche
sowohl, als zu Hause, hatte sie ihre abgesonderten Winkel, wo sie
unbemerkt und ungestört dem Gebethe oblag. Am liebsten goß sich
ihr Herz aus in ihrem Kämmerlein vor einem alten Krucifix, und
dadurch erfüllte sie die Lehre Jesu: „Wenn du bethen willst, so ver-
schließe dich in dein Kämmerlein!" Andenken an Gott, Ge-
beth und Besuch des Gottesdienstes sind die Seele eines wahr-
haft christlichen Wandels. Wer Gott verlaßt, wird auch von ihm
verlassen.
Acht und vierzig volle Jahre hatte die emsige Magd in dem
Hnlse der Fatinelli gedient, und war seit lange schon — nicht mehr
als Dienstmagd, sondern als geliebte Hausfreundin behandelt wor-
den, wobei sie jedoch beständig und nach Kräften thätig blieb, als
die Stunde heranrückte, in der Gott seine getreue Dienerin von den
Banden dieser Zeitlichkeit erlöste, und zum Empfange der ewigen
Seligkeit berief. Freudig sah sie dem Tode, auf den sie sich wäh-
rend ihres ganzen Lebens vorbereitet hatte, entgegen, denn „Christus
war ihr Leben, und Sterben ihr Gewinn." Getröstet und gestärkt
mit den heiligen Sacramenten, entschlummerte sie sanft und selig in
dem Herrn, am 27. April 1272, an einem Mittwoche zur Nacht:
zeit, in dem Hause der Fatinelli.
Schon bei ihren Lebzeiten ist Zita wegen ihrer großen und sel-
tenen Tugenden als eine Heilige angesehen, und von Hohen und
Niedern als eine solche geehrt worden. Es darf daher nicht be-
fremden, daß ihr Tod sogleich in der ganzen Stadt bekannt wurde.
Haufen von kleinen Knaben rotteten sich zusammen, und riefen durch
die Gassen: „Eilen wir in die Kirche des heiligen Frigidian, denn
die heilige Zita ist gestorben!" Ihr Leichnam wurde in dieser Kirche
ausgesetzt, und konnte wegen der fortwährend zuströmenden Menge
Volkes, das die Verklärte noch sehen wollte, nach mehreren Tagen
erst beerdiget werden. Die Beerdigung geschah mit großem Ge-
pränge, unter dem Zulaufe unzähliger Menschen aus der Stadt und
umliegenden Gegend. Viele Wunder, die am Grabe geschahen, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen