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«44 Der heilige Franziskus von Paula, Drdcnsstifter.
benen die Tagzciten, und ließ dann die Leiche in seine Zelle bringen.
Da bethete er, und gab bald darauf der Mutter ihren Sohn lebend
zurück. Der Jüngling trat bald darauf in den Orden seines On-
kels, und begleitete diesen nach Frankreich.
Ludwig X I . , König von Frankreich, litt an Entkräftung, die
von Zeit zu Zeit sich mehrte, und Besorgnisse für sein Leben erregte.
Er ward dadurch in tiefe Bekümmerniß versetzt; denn er hing mit
unmäßiger Lust an diesem Leben, und an dem Glänze seiner könig-
lichen Würde. Nachdem alle Kunst der Acrzte vergeblich erschöpft
war, wandte er sich zu den übernatürlichen Mitteln. Er verordnete
allgemeine Gebethe, Bittgänge, Wallfahrten, und ließ die Reliquien
vieler Heiligen in sein Zimmer bringen; da aber auch dieses alles
ohne Erfolg blieb, so wandte er sich an den heiligen Franziökuö
von Paula, der auch in Frankreich im Rufe großer Heiligkeit und
mächtiger Wundcrgabe stand. Anfänglich ließ er durch Schreiben,
dann durch den König von Neapel ihn bitten, nach Frankreich zu
kommen, und durch ein Wunder ihm die Freiheit zu verschaffen.
Dieser Bitte fügte er glänzende Verheißungen für den Diener Got-
tes, und für dessen Orden bei, Franziskus erklärte aber, er werde
sich nicht bereden lassen, Gott zu versuchen, und eine so weite Reise
zu unternehmen, wegen eines Fürsten, der nur aus niedern, bloß
irdischen Absichten ein Wunder von ihm verlange. Der König
wandte sich nun an den Papst Sirtus IV. , und erst als dieser es
befahl, trat er die Reise nach Frankreich an. In der Pro-
vence , wo die Pest fürchterlich wüthete, offenbarte Gott die
wunderbare Macht, die er ihm zur Heilung der Kranken gegeben
hatte. —
Franziskus wurde in Frankreich, zumal am königlichen Hofe unter
den größten Freudenbezeugungen empfangen. Der König warf sich
ihm zu Füßen, um ihn zu beschwören, daß er von Gott die Ver-
längerung des Lebens erflehen möchte. Jener aber sagte ihm, das
Leben der Könige habe seine Gränzen, wie das der andern Men-
schen; die Rathschlüssc Gottes seyen unabänderlich, und es sey kein
anderes Mittel mehr übrig, als sich in den Willen Gottes zu erge-
ben, und zu einem guten Tode vorzubereiten. Ludwig ließ ihm eine
Wohnung in dem königlichen Palaste anweisen, und liatte mehrere
Unterredungen mit ihm, bei denen die Weisheit des Mannes, der
keine wissenschaftliche Bildung echalten hatte, bewundert, und die
Ueberzeugung gewonnen wurde, daß der Geist Gottes durch densel-
ben rede. Franziskus brachte den König zu christlicher Gesinnung,
in dcr dieser am 13. August 1483 in seinen Armen stach, nachdem
er ihm seine drei Kinder empfohlen hatte.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen