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Am 5. Mai. 697
Sultan Selim I I . , Sohn und Nachfolger Solimans, in stolzem
Uebermuthe über das Glück seiner Waffen, den tollkühnen Anschlag
gefaßt hatte, die ganze Christenheit zu erobern, und bereits unter
furchtbarem Blutvergießen der Insel Cnpcrn sich bemächtiget hatte,
Malta, Sicilien und Venedig bedrohte, und das ganze südliche Eu-
ropa vor Entsetzen schauderte, schloß Pius in großer Schnelligkeit
Verträge mit Venedig und Philipp I I . , König von Spanien, da
die übrigen christlichen Fürsten sich entschuldigten, daß sie wegen Un-
ruhen in ihren eigenen Staaten, diesem Bunde nic't beitreten könn-
ten. Beinahe den ganzen Kirchenschatz erschöpfte er für dieses glor-
reiche Unternehmen; ernannte dann, als Haupt des Bundes, zum
Befehlshaber seiner Galeeren den General Colonna, und zum Be-
fehlshaber der ganzen Armee den Don Juan von Oesterreich, dem
er befahl, alle sittenlosen Krieger, sowie diejenigen, welche von Durst
nach Beute glühten, vom Heere zu entfernen, auf daß nicht ihre
Laster den Zorn Gottes auf dasselbe hcrabriefcn. Schon war die
ungeheure türkische, aus zwei hundert Galeeren, sicbenzig Fregatten,
und eine Menge Brigantinen bestehende Flotte unter dem Befehle
des Ali Bassa zu Lepanto unter Segel; und nicht gering war ihr
Erstaunen, als sie das Heer der Christenheit auf dem Schiffe gegen
sie anrücken sahen. Schnell ließ bei ihrem Anblicke Don Juan die
Fahne entwickeln, welche der heilige Vater ihm mitgegeben hatte,
und jubelnd begrüßten die christlichen Kämpfer dieselbe, die, indeß
die Flotten sich einander näherten, den gekreuzigten Heiland in sei-
nem Bildnisse anbcthcten. Nun gab der oberste Feldherr das Zei-
chen, und die Schlacht begann.
Mit blutdürstiger Wuth nahten die sieggewohnten Türken, und
sahen bereits die Schlacht als gewonnen an, da sie dem christlichen
Heere nicht nur weit überlegen waren, sondern auch ihre Stellung
weit vortheilhafter, und übcrdieß ihnen der Wind höchst günstig
war. Doch plötzlich wendete sich dieser, und trieb das Feuer und
den Rauch des groben Geschützes der Christen mit solcher Gewalt
gegen das Heer der Ungläubigen, daß diese darüber beinahe erblin-
deten. Wüthend ward das Gefecht; und indeß, gleich einem zwei-
ten Moses, der heilige Papst die Hände gen Himmel erhob, erfocht
Don Juan von Oesterreich den glänzendsten Sieg, der je über die
Türken erfochten ward. Sie verloren mehr als dreißig tausend
Mann; Ali Bassa befand sich unter den Todten; über drei hundert
Schiffe wurden erobert; fünf tausend Türken zu Gefangenen ge-
macht, fünfzehn tausend Christensklaven aus den Fesseln erlöst, und
unermeßliche Beute siel in die Hände der Sieger. Mit unendlichem
Jubel kehrte das Heer zurück, und überaus großen Schrecken ver-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen