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744 Der heilige Aloisius :c.
Schönheit leichter erbleicht, als ein Spiegel, dessen glänzende Helle
durch den mindesten Hauch und sogar durch den bloßen Anblick ge-
trübt werden kann; daher bewachte er fortwährend und schr strenge
seine Sinne und sei> Herz. Jeden Tag endigte er mit einer ern-
sten Gewissenscrforschung, nach der er seine guten Borsäfte aof'b
Neue bekräftigte. Bei semer ersten Beicht war er so zerknirscht,
daß er, als wäre er der größte Sünder, Thränen der schmerzlichsten
Reue vergoß. Bei derselben entdeckte er an sich zwei Fehler, die
er bis daher weniger beachtet hatte, nämlich Neigung zum Unwil-
len, und Ucbercilung im Reden. 'Auch diese bewachte er von nun
an mit großer Sorgfalt, denn es war nicht bloß sein Wunsch, son-
dern sein wahrer Ernst, Gott nicht mchr zu beleidigen. Sein hei:
teres, gefälliges und sanftes Wesen gewann ihm in hohem Grade
die Liebe Aller, mit denen er umging. Selbst gegen seine Bedien-
ten erlaubte er sich nie eine gebieterische Sprache, sondern verlangte
von ihnen Alles im sanften Tone der Bitte.
Im November des Jahres 1579 verließen Aloisius und Ru-
dolph Florenz, und kamen an den Hof Wilhelms Gonzaga nach
Mantua. Da ward Aloisius krank; die Aerzte stellten ihn zwar
bald wieder her, schrieben ihm aber sehr strenge Enthaltsamkeit im
Essen und Trinken vor, daß das Uebel nicht wieder zurückkehre. Er
befolgte ihre Vorschriften genau, und gewann diese Mäßigkeit, die
ihm Anfangs wohl Ueberwindung kosten mochte, sehr lieb. Durch
/eine Leiden wurde er noch inniger vereiniget mit Gott und Jesus
Christus, dessen Leiden und Tod er zum Gegenstand täglicher Be-
trachtung machte. Sein Herz ward mit jedem Tage noch mehr
losgerissen von der Welt. Er suchte, so viel er konnte, die Ein-
samkeit, wozu seine Schwächlichkeit ihm den erwünschten Vorwand
darbot, und verwendete den größten Theil seiner Zeit zum Gebethe
und zum Lesen der Lcbensgeschichten der Heiligen, und anderer er-
baulicher Bücher. Im Sommer ließ ihn sein Vater nach Castig-
lione reisen, um in der angenehmen Gegend dieses Ortes, in der bes-
sern Bergluft, seine Gesundheit zu stärken. Die Ruhe war ihm da
sehr erwünscht, und er setzte mit erglüthem Eiser die Uebungen des
geistigen Lebens fort. Stunden lang sahen ihn seine Diener dem
Gebeth? obliegen, und sehr oft, knieend vor einem Kruzifix in Thrä-
nen zerfließen, oder in heiliger Betrachtung so vertieft, daß er der
Erde entrückt zu seyn schien. In seiner Abgeschiedenheit erhielt er
die Gabe des innerlichen Gebethes, zu dem er seine Seele durch
vollendete Reinigkeit des Herzens, und durch tiefe Demuth vorberei-
tet hatte. Ein von dem geistvollen Eanisius verfaßtes Betrachtungs-
buch, das er in seine Hände bekam, und einige Briefe, welche von
Missionären der Gesellschaft Jesu aus Indien geschrieben worden.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen