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122 Von dem Gebraucke und der Verehrung der Bilder
Es darf nicht gelaugnct werden, daß mit den Bildern von
manchen Gläubigen, aus Unwissenheit und aus Aberglauben bis-
weilen Mißbräuche geschehen seyen, und wohl auch gegenwärtig
noch geschehen. Nie aber hat die katholische Kirche diese Mißbrauche
gebilliget, sondern vielmehr die nachdrücklichsten Verfügungen gegen
dieselben getroffen, und die bestimmtesten Vorschriften in Betreff
des zweckmäßigen Gebrauches der Bilder gemacht. Der Kirchen-
rath von Tricnt hat den ächten Gebrauch der Bilder in der Kirche
gutgeheißen; jedoch im Gegentheile alles vorbothen, was in der
Verehrung derselben unrecht, abergläubisch und abgöttisch wäre:
„Es soll ja Niemand glauben, als wäre etwas Göttliches, oder
„eine Kraft von Gott und den Heiligen in den Bildern, wegen
„welchen man sie verehren, oder etwas von den Bildern erbitten,
„begehren und hoffen könne. Dieß geschehe nach Weise der Hei-
„den, welche ehemals ihre Hoffnung auf diese Bilder gesetzt haben.
„Die Verehrung soll sich also eigentlick nicht auf die Bilder, son-
„dern auf Gott und die Heiligen beziehen, welche durch die Bilder
„vorgestellt werden." Nach der Vorschrift des nämlichen Kirchen-
rathcä sollen die Bischöfe darauf sehen, daß an den Bildern ja nichts
Falsches und Ungewöhnliches geduldet werde, was den Einfältigen
zu unächten Lehren, zu Irrthümern und zum Aberglauben Anlaß
geben könnte: Alles, was fabelhaft, falsch, unrichtig und zweifel-
haft ist, soll wegbleiben u. s. w.
Ein Kirchenrath zu Köln hat den Bischöfen aufgetragen;
„Wenn sie bei Bereisung ihres Kirchensprcngels, oder sonst entde-
„cken, daß daß Volk einigen Bildern häufiger zulaufe, und bei
,,der Untersuchung finden, daß es mehr Zuneigung, Vorliebe und
„Anhänglichkeit zu der Gestalt eines Bildes zeige, als es dem wah-
„ren Glauben zuträglich ist; so sollen sie dieses Bild entfernen,
„oder eine andere Vorkehrung treffen, damit die Abgötterei verhü-
„tet werde."
So sehr einerseits der abergläubische Gebrauch der Bilder miß-
billiget werden muß, so groß ist andererseits der Frevel, wenn der
ächte Gebrauch derselben gelästert, und die Bilder selbst auf eine
muthwillige Weise mißachtet, und entweiht werden. Im Kirchen-
rathe von Nicäa wird folgende Begebenheit erzählt: Die Sarace-
nen stürmten in eine Kirche auf der Insel Lypern. Einer aus ihnen
sah da ein Bildniß: „Wozu dient diese Figur," sagte er? „Sie
„nützt jenem, der sie verehrt," antwortete ein Christ: „jenem
„aber, der sie verachtet, schadet sie." „Wohlan, ich reiße ihr
„die Augen aus" sprach der Gottlose, „und ich will sehen, was
„sie mir Uebels zufügen kann." Wirklich nahm er eine Lanze, und
stach ihr in's rechte Auge. Plötzlich kam ihm sein rechtes Auge
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Volume 2
- Title
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Subtitle
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Volume
- 2
- Author
- Anton Mätzler
- Publisher
- Landshut Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 1840
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 9.8 x 16.9 cm
- Pages
- 982
- Keywords
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen