Page - 21 - in Die steiermärkisch-ständische montanistische Lehranstalt Vordernberg - Ein Jahrbuch für den innerösterreichischen Berg- und Hüttenmann - Ihr inneres Streben und Wirken und die derselben zugewandten Unterstütung von außen

21 selbst durchzugehen gezwungen «or, eine sehr mühsame und lang- wierige ist, die deßhalb wohl nur Wenige mit dem gewünschten Erfolge durchmachen dürften, wie die täglichen Erfahrungen be< weisen' wenn auch ausnahmsweise einzelne Tüchtige daraus her- vorgehen, ber bei weitem größere Theil bleibt sicher aus halbem Wege, oder noch früher ermüdet oder entmuthigt sitzen; ich habe es an mir selbst erfahren, daß ich nach einer dreijährigen Ver- wendung auf den verschiedenen Werken, wobei ich meistens un- ter sehr günstige Verhältnisse gestellt war, und keine Mühe scheute, erst dann gründlich practicircn lernte, als ich in den Wirkungskreis eines selbststaudigen Werksführers und Meisters getreten war. Besser würde es übrigens nach dieser Art gehen, »nd sie jeder andern vorzuziehen sey», wenn man die gewünschte Gelegenheit zur practischen Verwendung an vielen Orten be- käme, und zugleich au dem Werksbesitzer oder dessen Beamten immer einen Mann fände, der die daselbst vorkommenden Vor- richtungen und Arbeiten nicht bloß selbst gründlich versteht, son- dern auch Muße oder Beruf hat, einen nicht unbeträchtlichen Theil seiner Zeit dem wissenschaftlichen Lehrlinge zu widmen, — Umstände, die ich bei uns höchst selten vereint gefunden habe, und zugleich die Erfahrung machte, daß gewöhnlich schon die bloße Erlaubniß der practischen Verwendung »»f einem Werke, und in Gesellschaft und Anleitung gemeiner Arbeiter, als große Gnabe betrachtet werde» muß. Aus diesen Gründen ist ein so beschaffener Bildungsweg, meines Erachlens, nur bei einem größer« Montankörper, wie z. N, bei einem Staate, zur Bil- dung seiner Montanbeamtcn ausführbar, vorausgesetzt, daß die- ser schon vielfältig mit practisch und theoretisch gebildete» Be- amten versehen ist, von denen die gebildeten Lehrlinge bereit» willige und sichere Unterstützung und Auskunft erhalten, wie es in Preußen der Fall seyn mag, wo diese Methode befolgt wird, und die dort sehr zweckmäßig eingerichtet zu seyn scheint; für unsere Gewetken-Verhältnisse aber bleib» die Bestellung eigener Lehrer der Bergwerkskunde vor der Hand gewiß noch sehr wün- schenswerth, und würde vielleicht auch andern Orts bei ent< sprechend practischer Organisirung nicht nnhloi seyn, welche Organisation wir nunmehr erörtnn wollen.