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Die drei Systeme WWW, Gopher und Hyperwave laufen 1991 als erste Versionen. Von den Systemen ist
das WWW zweifelsohne das einfachste, denn es ist einfach zu installieren und kostenlos. Gopher ist doch
deutlich komplexer und dass die Administration der Universität bei den meist ohnehin kostenlosen Lizen-
zen eingreift, ist bremsend. Hyperwave ist am weitaus mächtigsten, aber auch am kompliziertesten, und ob-
wohl Bildungsinstitutionen das System gratis erhalten, zahlen große Konzerne (für die es als Wissensma-
nagementsystem fast noch immer eine Geheimwaffe ist) schon größere Beträge an die Firma Hyperwave.
com. Abbildung 8 zeigt das mächtige Mehr-Fenster-Editierwerkzeuge ‚Harmony‘ von Hyper-G im Einsatz.
1992/1993 hatte Gopher weltweit über 50.000 Installationen, das WWW einige hundert, Hyperwave einige
wenige, allerdings diese bei großen Konzernen wie Boeing, Motorola, Siemens u.a.
Im Jahre 1993 entwickelte das NCSA (National Center for Supercomputing Applications) den ersten
echten grafischen Webbrowser für das WWW mit dem Namen Mosaic. Betaversionen für die verschiedens-
ten Betriebssysteme erschienen ab September 1993 und verbreiteten sich lawinenartig. Die Chefentwick-
ler Eric Bina und Marc Andreessen sind damit maßgeblich für den Erfolg des WWW verantwortlich. Der
Name Mosaic wurde in den Jahren 1993/1994 kurzzeitig fast zum Synonym für Webbrowser.
Gopher und Hyperwave wurden rasch in kleinere, der Öffentlichkeit weniger bekannte Nischen zurück-
gedrängt. Die einfache und billige Handhabung der ersten WWW-Server in Zusammenspiel mit Mosaic
überzeugten mehr als einige der wichtigen konzeptionellen Ideen der anderen Systeme: Gopher und vor al-
lem Hyperwave waren für Einsteiger zu komplex, so wie BASIC für die Programmiereinsteigerin / den
Programmiereinsteiger geeigneter war als zum Beispiel Pascal. Dass man aber in großen Konzernen mehr
braucht als nur WWW-Server, ist heute so wahr wie immer, wie die Firma http://www.hyperwave.com/d/
gut belegt.
Die WWW-Hauptentwicklung lag 1993 noch bei CERN. Sowohl der EU wie den USA war aber inzwi-
schen klar, dass hier ein Konsortium ‚W3C‘, das die weiteren Entwicklungen verfolgen sollte, notwendig
sein würde. 1994 wurde am MIT in Massachusetts (USA) das W3C gegründet und Berners-Lee als Leiter
in die USA geholt.Böse Zungen behaupten, weil Berners-Lee alphabetisch vor Cailliau liegt, er daher zu-
erst das Angebot erhielt. In Wahrheit hatte Berners-Lee wohl nicht nur durch seine britische Staatsbürger-
schaft gegenüber der belgischen von Cailliau einen Vorteil, sondern er hatte schon vor der oben zitierten
E-Mail über den Wert von Hypertext für CERN spekuliert.
Im selben Jahr kam es zu einem ‚Diskussionstreffen‘ in Brüssel, bei dem erarbeitet werden sollte, wel-
che Aufgaben Europa und welche die USA im W3C übernehmen. Ich war als österreichischer Vertreter an-
wesend und muss berichten, dass es zu keiner Diskussion kam. Vielmehr legte die amerikanische Delegati-
on ein fertiges Dokument auf den Tisch, in dem fast alle Rechte den USA übertragen wurden. Cailliau als
Vertreter des CERN erklärte, dass dieses Dokument für CERN nicht akzeptabel sei. Da erklärte sich eine
andere europäische Forschungsorganisation bereit, die Rolle von CERN zu übernehmen. Einem bleichen
Cailliau und uns anderen Europäern war damit klar: Das WWW war nun mehr oder minder eine US-Ange-
legenheit.
Die Abbildung 1 und eine Abhandlung, warum solche Buchräder durchaus als Wegbereiter von Hypertext
gesehen werden können, finden sich in der Habilitation von 1990 von Professor Keil von der Universität
Paderborn, dem ich für seine Unterstützung danken möchte.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569