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Es gibt bis heute keine Konventionen für die Darstellung von Knoten und Verknüpfungen im Text. Einige
Programme drucken sensible Textstellen fett, so dass man „fett“ als Stil ansonsten im Text nicht mehr ver-
wenden kann. Andere Programme wählen Unterstreichungen. Einige Programme umrahmen Texte beim
Anklicken, wieder andere invertieren ausgewählten Text.
Es ist auffällig, dass Hypertext-Systeme sich mit Ikonen und Metaphern umgeben, die mehr oder min-
der konsistent kleine bildliche „Welten“ konstituieren. Für Hypertext-Umgebungen werden in der Regel
dem jeweiligen Thema adäquate Metaphern gewählt: Das Buch, das Lexikon, die chronologische Zeitleiste,
die Biographie, der Ort, das Abenteuer, die Maschine usw. Die Regeln der Benutzung durch Lernende, die
Navigation, richten sich dann nach der jeweiligen Metapher: „Blättern“ im Buch, „Wandern“ durch eine
Landschaft.
An Vorschlägen zur Weiterentwicklung von Hypertext zu Hybrid-Systemen mangelt es nicht. Sie zie-
len auf die Mathematisierung der Navigation, die Bildung semantischer Netze (Schnupp, 1992, 189), die
tutorielle Begleitung durch Expertinnen- und Expertensysteme, die Integration wissensbasierter Generie-
rungstechniken (S. 192) und den Zugriff auf relationale Datenbanken. So schlagen Klar et al. (1992) com-
puterlinguistische Textanalysen in Hypertext- Systemen vor; Ruge und Schwarz (1990) suchen nach lingu-
istisch-semantischen Methoden zur Relationierung von Begriffen; Irler (1992) befasst sich mit dem Einsatz
von Bayesian Belief Nets zur Satzgenerierung bis hin zur automatischen „Generierung von Hypertextteilen
auf der Basis einer formalen Darstellung“ (S. 115).
Klar (1992), der Hypertext durch Expertensysteme ergänzen will, folgert, dass „die formalen Wissensdar-
stellungen in Expertensystemen und die informalen Präsentationen in Hypertexten sich sinnvoll ergänzen
können“ (S. 44). Kibby und Mayes (1993) wollen ihr Programm StrathTutor durch Simulation des mensch-
lichen Gedächtnisses mit Attribut- und Mustervergleichen anreichern und kommen zu dem Schluss, dass
dafür Parallelrechnersysteme angemessener wären. Ob es sinnvoll ist, derartige Wege der Komplexitätser-
höhung zu beschreiten, lässt sich zu einem Zeitpunkt kaum entscheiden, in dem bisher nur wenige umfang-
reiche und inhaltlich sinnvolle Hypertext-Anwendungen überhaupt bekannt sind.
Zur Zeit der Entstehung des World Wide Web im Internet schien das Netz ein Lesemedium zu sein, in dem
nur wenige Protagonistinnen und Protagonisten Inhalte produzieren würden. Es gab die Befürchtung, dass
alle vor 1988 gedruckten Texte in Vergessenheit geraten würden. Inzwischen ist durch die Digitalisierung
älterer Schriften, vor allem dank der Initiative von Google, ein großer Teil älterer Publikationen bewahrt
worden.
„Die Wüste Internet“ lautete der deutsche Titel des Buches von Clifford Stoll (1996; orig. „Silicon Sna-
ke Oil“, 1995). Noch 1997 konnte Hartmut Winkler im Internet nur ein Medium der Texte und Schrift“ ent-
decken und musste folglich den „Hype um digitale Bilder und Multimedia“ als Übergangsphänomen
(Winkler 1997, 375) verkennen. Inzwischen ist das Internet ein effizienter Träger für Bilder und Animatio-
nen, für Musik, Audio, Video und Film. Die Konvergenz der Medien ist keine bloße „historische Kom-
promissbildung“ (ebd.) mehr. Im Digitalen entsteht eine neue interaktive Gestalt aus der Synthese aller Me-
dien.
Es gibt zwar enorm leistungsfähige Suchmaschinen, doch Ordnung und Transparenz werden durch die
Masse der Angebote und den Wildwuchs der Standards zugeschüttet, Ontologien, Metadaten und Taxono-
mien hinken weit hinter den seit Jahrhunderten gewachsenen Thesauri der Bibliotheken her. Das Internet
versteht uns nicht, es ist nicht semantisch, das heißt, es kann nicht die Bedeutung von Aussagen und Sätzen
verstehen. Dennoch ist es unverzichtbar geworden. Wir warten auf die nächste Entwicklungsstufe, die Tim
Berners-Lee und eine Arbeitsgruppe des W3C unter dem Begriff „Semantic Web“ angekündigt haben.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569