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Es kommt zu einer aktiven und erfahrungsbezogenen Auseinandersetzung mit Medien, wie z.B. im Bürger-
journalismus und dem offenen Kanal, die als handlungsorientierte Medien in den 80er-Jahren des letzten
Jahrhunderts dominierten. Aufgabe der Medienpädagogik ist es in diesem Ansatz, durch das Handeln in
und mit Medien Bildungsräume für eine Auseinandersetzung mit Medienerfahrungen zu schaffen, in denen
das Subjekt aktiv wird. Somit soll neben Handlungsfertigkeiten auch Medienkritik zur angemessenen Nut-
zung von Medien erworben werden.
Neben diesen Modellen, die sich alle im Bereich der öffentlichen Kommunikation und der Gesellschaft
verorten, gab es schon früh Bestrebungen, vor allem Lehr-Lernprozesse in Bildungsinstitutionen zu be-
trachten. Medien wurden als Mittel in Lehr-Lernsettings und pädagogischer Kommunikation thematisiert.
So richtete die bildungstechnologisch-optimierende Medienpädagogik den Blick vor allem auf den effi-
zienten Einsatz von Medien in Lern- und Bildungsprozessen. Medien sollen hier, angeregt durch „bildungs-
ökonomische Argumente, Lehrermangel, Übernahme von Erkenntnissen der behavioristischen Lerntheorie
in die Erziehungswissenschaft und erste Formen der programmierten Unterweisung“ (Hüther & Podehl,
2006, 117) Lehren und Lernen mit Medien verbessern. Während diese Hoffnungen nicht erfüllt werden
konnten, gibt es bis heute im Bereich der Mediendidaktik eine Diskussion um die Integration digitaler Me-
dien in Lern- und Bildungsprozesse. Dort können auch die vielfältigen Diskussionen verortet werden, die in
den 1990er-Jahren rund um den Bereich des E-Learning aufkamen, obwohl es in vielen Fällen zu einer Ko-
existenz beider Handlungsfelder kam, die erst in den letzten Jahren mehr und mehr aufgebrochen wird.
Man sieht an diesen Strömungen sehr gut die Verknüpfung der Medienpädagogik mit gesamtgesell-
schaftlichen Entwicklungen: von Zeiten, in denen Medien noch eine vermeintliche Allmacht zugesprochen
wurde und man Kinder vor diesen bewahren musste, über Entwicklungen der 68er-Bewegung und der Kri-
tischen Theorie, die der Medienpädagogik vor allem aufklärerisches Potenzial über Macht- und Einfluss-
strukturen im Mediensektor zuwiesen, bis hin zu aktiver Medienarbeit als Folge dieser Aufklärung und par-
tizipativen Strukturen durch soziale Medien (Münker, 2009). Immer wieder justieren sich Ausgestaltung
und Ansprüche der Medienpädagogik.
Medienpädagogische Forschungsfragen ergeben sich immer dort, wo Subjekte (Rezipierende, Akteure
usw.) mit und in Medien handeln. Durch die immer größere Durchdringung von Medien in der Gesellschaft
breiten sich auch medienpädagogische Fragestellungen aus. Analog zu den verschiedenen Strömungen kön-
nen auch in der medienpädagogischen Forschung unterschiedliche Forschungsparadigmata und -methoden
zum Einsatz kommen, von der Medienwirkungsforschung über biographische Medienforschung bis zu In-
haltsanalysen, um nur einige wenige aus dem Handbuch Medienpädagogik (Sander von Gross & Hugger,
2008) aufzuführen. Kritisch merkt Petko (2011) allerdings zu Recht an, dass diese dort vorgestellten Me-
thoden immer noch in ihren Herkunftsdisziplinen (kommunikationswissenschaftliche oder mediensoziolo-
gische und –psychologische Forschungszugänge) verankert sind, „Erkenntnisse über medienpädagogische
Praxis“ (ebenda, Herv. im Original) sind allerdings mit diesen Forschungszugängen nicht immer zu finden
(S. 247).
Zur besseren Einordnung soll aber ein Blick zurück geworfen werden. Am Anfang der Beschäftigung
mit Medien in der Gesellschaft haben in der Medienforschung vor allem Fragestellungen interessiert, die
sich mit den Wirkungen von Medien auf die/den Rezipierenden beschäftigt haben, sogenannte Rezeptions-
forschung. Aus Richtung der Kommunikationswissenschaft wurde unter pädagogischer Perspektive vor al-
lem die Wirkung von Gewalt, Sexualität und Werbung auf Kinder und Jugendliche untersucht. Studien wa-
ren meist quantitativ orientiert.
Diese Ausrichtung speiste sich aus zwei Richtungen: Zum einen war dies meist das vorherrschende
Forschungsparadigma der „Heimatdisziplinen“ wie Psychologie, Pädagogik oder Medienwissenschaft, zum
anderen lehnte sich das Medienverständnis stark an das Stimulus-Response-Modell an. Wenn Medien im
Vordergrund stehen, lautet demnach die zentrale Frage: „Wie wirken Medien auf die Rezipientinnen und
Rezipienten?“ Charakteristisch für quantitative Medienforschung ist die primäre Orientierung an Hypothe-
sen, die eine Ursache-Wirkungs-Relation postulieren.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569