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Sogenannte ‚Massive Open Online Courses‘ (siehe auch Kapitel #offeneslernen) haben – wie wenige
Trends zuvor – innerhalb kurzer Zeit große Aufmerksamkeit errungen. Darunter werden frei zugängliche
Online-Kurse verstanden, an denen sich sehr viele Lernende beteiligen können, und die häufig mit multi-
medialen Inhalten angeboten werden. Die Anzahl der Teilnehmer/innen eines Kurses variiert je nach Popu-
larität des Kurses und der Vortragenden von wenigen hunderten bis über hunderttausend (Carson &
Schmidt, 2012). Die Kurse und Kursmaterialien sind dabei immer häufiger auf eigens entwickelten Infor-
mationssystemen zugänglich. Sie sind im Vergleich zum LMS, dem E-Portfolio-System und der PLE we-
sentlich einfacher gestrickt: Neben einer Kursadministration, einer Benutzer/innen-Verwaltung und sehr
wenigen Kommunikationswerkzeugen gibt es ein enges Korsett, in dem Kursinhalte zur Verfügung gestellt
werden können: Bei Coursera, eine der bekanntesten MOOC-Plattformen, wird zum Beispiel ein Kurs in
sequentielle Lerneinheiten aufgeteilt, die meistens mittels Video nacheinander präsentiert werden. Die Län-
ge der Aufnahmen ist dabei auf maximal 15 Minuten beschränkt. Nach jeder Lerneinheit gibt es eine Über-
prüfung des Lernfortschritts, die in der Regel als Multiple-Choice-Test durchgeführt wird. Zum Schluss
werden die Ergebnisse zusammengezählt und den Lernenden im Erfolgsfall ein Zertifikat überreicht. Diese
Art von MOOCs inklusive der nötigen Systeme wird in der Literatur als xMOOC (Wedekind, 2013) be-
zeichnet. xMOOCs sind an regulären Universitäten und Hochschulen besonders in den USA weit verbrei-
tet. Das vorangestellte „x“ steht für das englische Wort „extension“. Es wurde zum ersten Mal von der Uni-
versität Harvard verwendet, um die Online-Variante ihrer Kurse von den Originalkursen zu unterscheiden.
xMOOCs werden derzeit meistens von Hochschulen und Universitäten in Einsatz genommen, wiewohl
es auch vereinzelte Beispiele gibt, die von Privatpersonen oder Vereinen angeboten werden. Coursera, Uda-
city, Class2Go und edX sind die größten xMOOC-Plattformen im angloamerikanischen Raum, während
zum Beispiel iversity versucht, in D-A-CH Fuß zu fassen.
Im Gegensatz zu den xMOOCs kennt man in der Literatur auch sogenannte cMOOCs. cMOOCs sind eher
als Online-Workshops oder Online-Seminare anzusehen. Dabei werden den Kursteilnehmenden zu Beginn
jeder Kurseinheit einige im Web frei verfügbare Ressourcen, wie Texte, Videos, Präsentationen, zur Verfü-
gung gestellt oder auch Live-Online-Events veranstaltet. Die Teilnehmenden sind dann aufgefordert, selbst
aktiv zu werden, indem sie weitere Ressourcen (Lernergebnisse) in Form von Blogbeiträgen, Tweets, Vide-
os, Podcasts, etc. erstellen. Diese neu erstellten Inhalte sind für alle Teilnehmenden sichtbar und werden in
der Regel von einem großen Anteil der Teilnehmenden kommentiert und diskutiert. Dadurch entsteht eine
starke Vernetzung zwischen den Teilnehmer/innen selbst und den Teilnehmer/innen und deren Inhalten.
Das Konzept der cMOOCs basiert auf dem Konnektivismus (siehe Kapitel #lerntheorien) und dieser ist der
Ausgangspunkt von cMOOCs (Siemens, 2005), daher das vorangestellte „c“. Systemisch betrachtet, basiert
dieses Konzept in der Regel stark auf der Verwendung von RSS-Technologien (siehe Kapitel #grundlagen),
indem sämtliche Online-Beiträge entsprechend aggregiert und auf einer zentralen Plattform dargestellt wer-
den. Für cMOOCs ist vor allem die Software von Stephen Downes gRSShopper bekannt, die technisch ge-
sehen eine Website mit RSS-Aggregator und Benutzer/innen-Verwaltung darstellt.
Beiden MOOC-Typen gemeinsam ist, dass die Lerneinheiten nach einem bestimmten Zeitplan veröffent-
licht werden, also dass sie wirkliche Kursform haben. Die Teilnehmenden haben bis zu einer Deadline Zeit,
eine Lerneinheit zu absolvieren, was zu mehr zeitlicher Flexibilität bei den Lernenden führt. MOOCs er-
möglichen damit vielen Lernenden und Interessierten einen neuen Weg, über ihre geographischen Grenzen
hinweg an einem Kurs teilzunehmen. Daher ist für die Teilnehmenden die räumliche Flexibilität auch gege-
ben. Insbesondere bei xMOOCs ist der Ablauf jedoch sehr strikt nach dem Schema Input, Aufgabe, Test.
Von konnektivistischen Ansätzen ist hier wenig zu erkennen beziehungsweise auch durch die typische hohe
Anzahl der Teilnehmenden auch gar nicht möglich (Khalil & Ebner, 2013a). Ähnlich schaut es mit der
Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden aus, die so gut wie nicht existiert (Khalil & Ebner,
2013b).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569