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Lerninhalte können multimedial aufbereitet und unterschiedlich repräsentiert werden: als Text, Bild, Ani-
mation oder Video, in Form von dynamischen Präsentationen, Audio oder in Tabellen, Diagrammen, Abbil-
dungen und Simulationen. Dabei spielt die Darstellung und Gestaltung der Lernmaterialien für eine ad-
äquate Informationsverarbeitung eine bedeutsame Rolle. Die kognitive Psychologie beschäftigt sich unter
anderem mit der Informationsaufnahme, -speicherung und dem Informationsabruf. Diese Prozesse sind ins-
besondere für das Lernen relevant, da das Ziel beim Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten die langfris-
tige Speicherung und auch der Abruf dieser Informationen ist. Wie gut dabei die entsprechenden neuen Fä-
higkeiten abgespeichert werden, unterliegt bestimmten Bedingungen und Einschränkungen. Sie werden in
diesem Kapitel die wichtigsten Grundlagen zum menschlichen Gedächtnis vermittelt bekommen. Außer-
dem lernen Sie die begrenzten kognitiven Kapazitäten des Arbeitsgedächtnisses und die Bedeutsamkeit von
Kenntnissen menschlicher Informationsverarbeitung für die Gestaltung von Lernmaterialien kennen.
Unser Gedächtnis unterteilt sich in verschiedene Bereiche. Prinzipiell ist es verantwortlich für die Aufnah-
me, die Enkodierung und Weiterverarbeitung von Informationen sowie für die Speicherung und langfristig
auch für den Abruf relevanter Informationen.
Wir haben ein sensorisches Gedächtnis, ein Arbeitsgedächtnis und ein Langzeitgedächtnis. Dabei
spricht man auch vom Drei-Speicher-Modell (Zimbardo & Gerrig, 2004, siehe Abbildung 1).
Informationen aus der Umwelt nehmen wir durch unsere Sinnesorgane auf. Hierbei spielen die Wahr-
nehmung dieser Informationen und Aufmerksamkeitsprozesse eine wichtige Rolle. Diese Informationen ge-
langen in einen kurzfristigen sensorischen Speicher, ins sogenannte sensorische Gedächtnis, welches die
physikalischen Reize von außen kurzfristig behält. Wird diesen Informationen keine Aufmerksamkeit ge-
schenkt, so gehen sie verloren. Da man davon ausgeht, dass wir sinnesmodalitätsspezifische Gedächtnissys-
teme haben (Baddeley, 2003), unterscheidet man zwischen ikonischem (visuellem) und echoischem (audi-
tivem) Gedächtnis.
Nach dem sensorischen Gedächtnis gelangen die Informationen ins Arbeitsgedächtnis, unsere zentrale
Verarbeitungsinstanz. Als Arbeitsgedächtnis wird jene Gedächtnisressource bezeichnet, welche für Aufga-
ben wie Schlussfolgern und Sprachverstehen zuständig ist. Baddeley (2003) unterscheidet diesen Gedächt-
nisbereich in drei weitere Bereiche, nämlich in ‚phonologische Schleife‘ (engl. ‚phonological loop‘), ‚visu-
ell-räumlichen Notizblock‘ (engl. ‚visuo-spatial sketch-pad‘) und ‚zentrale Exekutive‘ (engl. ‚central exe-
cutive‘). Der ‚visuell-räumliche Notizblock‘ ist für die Verarbeitung visuell-räumlicher Informationen zu-
ständig, die ‚zentrale Exekutive‘ für das Denken, Schlussfolgern, Erinnern, Steuern, und die sogenannte
‚phonologische Schleife‘ ist verantwortlich für die Verarbeitung verbal-textlicher Informationen. Das Ar-
beitsgedächtnis besitzt nur begrenzte Kapazität und hat einen sehr kurzfristigen Behaltensspeicher. Um die
Informationen adäquat weiterzuverarbeiten, bedarf es Maßnahmen, damit diese vollständig und richtig ge-
speichert werden können. Solche Maßnahmen können beispielsweise ‚Chunking‘ (Informationseinheiten
gruppieren) und ‚Rehearsal‘ (Wiederholung) sein.
Das Langzeitgedächtnis ist für die dauerhafte Speicherung und für den Abruf von Informationen zu-
ständig. Dieser Bereich ist gekennzeichnet durch eine maximale Kapazität und unbegrenzte Speicherdauer.
Hier werden alle Erfahrungen, Informationen, Emotionen und Fertigkeiten gespeichert, die über das senso-
rische Gedächtnis und Kurzzeitgedächtnis angeeignet wurden. Bei der Informationsverarbeitung spielen
unsere bisherigen Erfahrungen und Vorkenntnisse eine wesentliche Rolle und werden dazu verwendet, um
neues, zu verarbeitendes Wissen im Arbeitsgedächtnis zu verknüpfen.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569