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Wenn es zu einer Überschreitung der kognitiven Ressourcen im Arbeitsgedächtnis kommt, dann kann es zu
Verstehens- und Speicherungsproblemen kommen. Damit die Informationen adäquat verarbeitet und behal-
ten werden können, spielen eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle. Hier gilt es, die Komplexität des zu ver-
mittelnden Inhalts, die mediale Darstellung und Umgebung, die Art und Anzahl an unterschiedlichen Zei-
chensystemen, die verwendet werden, zu berücksichtigen. Aber auch relevante Eigenschaften der Lernen-
den, nämlich die verfügbaren kognitiven Ressourcen und auch die zur Verfügung stehende Zeit zur Verar-
beitung der Lerninhalte, sind bedeutsam (Schwan & Hesse, 2004).
Wenn wir mit Informationen überfrachtet werden, diese nur schwer oder nicht mehr aufnehmen und ver-
arbeiten können, unterliegen wir der sogenannten kognitiven Belastung. Die Theorie der kognitiven Be-
lastung (engl. ‚cognitive load theory‘) bezieht sich auf die beschränkten Ressourcen unseres Arbeitsge-
dächtnisses (Chandler & Sweller, 1991). Bei einer Überschreitung der zur Verfügung stehenden Ressourcen
kommt es zu Verstehens- und Speicherungsproblemen. Diese Belastung ist abhängig von der individuellen
Informationsverarbeitungskapazität und der Gestaltung der Lernmaterialien. Die kognitive Belastung wird
in drei Unterbereiche gegliedert, in eine intrinsische, eine extrinsische und in eine lernförderliche kognitive
Belastung.
Intrinsische kognitive Belastung (engl. ‚intrinsic cognitive load‘): Diese ist abhängig vom Lernin-
halt. Je komplexer und schwieriger der Lerninhalt für die Lernenden ist, desto mehr müssen kogniti-
ve Ressourcen in Anspruch genommen werden. Ein wesentlicher Einflussfaktor stellt hierbei die
Element-Interaktivität dar. Darunter versteht man die Anzahl der unterschiedlichen zusammenhän-
genden Lerninhalte, die erfasst werden müssen, um den ganzen Sachverhalt verstehen zu können
(zum Beispiel das Ökosystem der Erde). Das Vorwissen der Lernenden spielt auch eine wichtige
Rolle. Je höher der Kenntnisstand im jeweiligen Inhaltsbereich und je vertrauter die Lernenden mit
den Inhalten sind, desto leichter kann die Wissensverarbeitung stattfinden.
Extrinsische kognitive Belastung (engl. ‚extraneous cognitive load‘): Eine weitere Rolle bei der
Beanspruchung der kognitiven Ressourcen spielt die ungünstige Darstellung der Lerninhalte, die
mediale Präsentation. Diese Belastungsform bezieht sich auf irrelevante, unnötige Aktionen, die
nichts mit den Lerninhalten zu tun haben. So kann zum Beispiel ein zum Text gehöriges Bild zu
weit davon entfernt sein. Stattdessen sollen die zusammengehörigen Informationen integriert prä-
sentiert werden.
Lernförderliche kognitive Belastung (engl. ‚germane cognitive load‘): Diese kognitive Belastung
klingt etwas verwirrend. Hier kommen nämlich unterstützende Maßnahmen zur Informationsverar-
beitung ins Spiel. Die lernförderliche kognitive Belastung kann bei noch verbleibenden kognitiven
Ressourcen für eine tiefergehende Verarbeitung des Medieninhalts aufgewendet werden. Hier spie-
len insbesondere Lernstrategien eine Rolle, die dazu verwendet werden, um beispielsweise neue In-
formationen mit bestehenden zu verknüpfen, diese zu elaborieren und zu organisieren (Chandler &
Sweller, 1991). Lernstrategien können beispielsweise sein, dass man die Inhalte organisiert, wieder-
holt und mit eigenen Beispielen ergänzt.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569