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E-Portfolios wird in verschiedenen Bildungssektoren ein hohes Potenzial zugeschrieben. Neben den oben
bereits genannten positiven Auswirkungen auf die Lern- und Assessmentkultur innerhalb der Bildungsein-
richtung wird mit deren Einsatz insbesondere an Hochschulen die Hoffnung verbunden, den Wechsel vom
Lehren zum Lernen (engl. ‚shift from teaching to learning’) im Zuge des Bolognaprozesses zu unterstützen
und die Kompetenzorientierung an der Schnittstelle von Lehren, Lernen und Prüfen zu fördern (Arnold,
2011). Durch eine Verankerung in der Lehrer/innenbildung könnten Lehrportfolios (engl. ‚teaching portfo-
lios’) nicht nur in allen Phasen einer Lehrer/innenlaufbahn verschiedene Zwecke erfüllen, sondern auch ei-
nen wichtigen Beitrag zur systematischen Verankerung von Medienbildung im Schulsystem leisten
(Himpsl-Gutermann & Bauer, 2011). Auch im Hochschulkontext werden solche Lehrportfolios zunehmend
für die Dokumentation, Reflexion und Entwicklung von Lehrkompetenz eingesetzt (Merkt & Trautwein,
2012), wobei die elektronische Variante zunehmend an Bedeutung gewinnt (van Treeck & Hannemann,
2012; Busch-Karrenberg et al., 2013).
Im deutschsprachigen Raum dominiert bislang der Einsatz in formalen Bildungssettings. Jedoch könnte
das noch größere Potential darin liegen, mithilfe von E-Portfolios informell erworbene Kompetenzen sicht-
bar zu machen und anerkennen zu lassen (Perry, 2009). E-Portfolios könnten auch in der Personalbeschaf-
fung zum Einsatz kommen, meist sind die Bewerber/innen jedoch gezwungen, ihre Daten immer wieder
neu auf den Portalen der Arbeitgeber bereitzustellen. Das Fehlen von elaborierten Standards zum Aus-
tausch von E-Portfolios und die Unmöglichkeit, die eigenen Daten hundertprozentig zu schützen, sind we-
sentliche Nachteile. Im Spannungsfeld von Kontrolle und Selbstkontrolle zeigt sich die Ambivalenz von
E-Portfolios in Bildungsprozessen (Münte-Goussar et al., 2011). Die eher positiv konnotierte Selbstkontrol-
le im Sinne einer Verbesserung der Fähigkeiten, sein Lernen selbst zu organisieren, bekommt durch die
Kontrolle von außen den Beigeschmack des Überwachens. In der Frage „Wie ehrlich gehe ich mit der
Selbstreflexion um, wenn mein Portfolio gleichzeitig einem Assessment von außen unterzogen wird?“,
drückt sich ein wesentliches Dilemma aus, in dem die Lernenden stehen (Himpsl-Gutermann, 2012, 279).
Und vor dem Hintergrund einer zunehmenden Ökonomisierung der Bildung und des Selbst könnte der
Portfolioansatz durchaus sogar dafür missbraucht werden, „Lernende in neoliberale Sicht- und Denkweisen
einzusozialisieren“ (Häcker, 2011, 173).
In jüngster Zeit sind ‚Massive Open Online Courses’, abgekürzt MOOCs, in das Zentrum vieler bildungs-
politischer und mediendidaktischer Diskussionen gerückt. Je nach Perspektive und Standort des Betrachters
beziehungsweise der Betrachterin ist die Rede von der ‚Globalisierung der Lehre‘, der ‚Demokratisierung
der Bildung‘, der ‚Krise der Hochschulen‘ oder einfach ‚neuen Welten des Online-Lernens‘. Wesentliche
Charakteristika von MOOCs drückt bereits der Begriff aus:
Massive: Die Zahl der Teilnehmenden an einem MOOC ist unbegrenzt. Sie kann von einigen Hun-
dert bis zu mehreren Zehntausend reichen.
Open: Die Teilnahme an einem MOOC ist kostenlos und, bis auf einen Online-Zugang, an keine
Voraussetzungen für die Lernenden geknüpft.
Online: Der Kurs findet ausschließlich im Internet statt.
Course: MOOCs sind in der Regel mehrwöchige Kurse, die mit einem festen Start- und Endtermin
verbunden sind. Das schließt nicht aus, dass die Kursinhalte auch über das Kursende hinaus frei zu-
gänglich sind.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569