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Um zu ermitteln, wie die Materialien und Medieneigenschaften optimal auf den Lernprozess wirken, folgt
Qualitätsbeurteilung in E-Learning-2.0-Szenarien nicht der Logik einer Wirkungsforschung. Es geht nicht
um Lernprozesse, die in einem einheitlichen Lernszenario stattfinden. Vielmehr stehen die Prozesse der
Entwicklung, der flexiblen Nutzung und der Validierung über soziale Austauschprozesse mit anderen Ler-
nenden im Mittelpunkt.
Kerres (2006) weist darauf hin, dass Lernmanagementsysteme (LMS) wie eine Insel funktionieren, die im
großen Materialozean des Word Wide Web einen abgeschlossenen Bereich darstellen. E-Learning-2.0-Sze-
narien verstehen LMS nur als Startpunkt und als Wegweiser für die eigene Suche und Verwendung von Ma-
terialien aus dem Internet, ihre Weiterentwicklung und Verknüpfung mit Werkzeugen, die flexibel zu per-
sönlichen Lernportalen arrangiert werden können. Die Qualitätsbeurteilung konzentriert sich daher nicht
mehr auf die Materialien innerhalb des LMS, sondern auf die Lernprodukte sowie auf gegebenenfalls in ei-
nem E-Portfolio dokumentierte Lernprozesse.
Lernfortschritte und Leistungen zeigen sich nicht nur in Prüfungen, sondern sind vor allem in den in Portfo-
lios dokumentierten Lernverläufen (zum Beispiel in Wikis oder Weblogs), Lernprodukten und sozialen In-
teraktionen nachvollziehbar.
Die Qualitätsbeurteilung in digitalen Lernwelten fokussiert sich auf den Lernprozess. Nicht externe Maß-
stäbe und interindividuelle Vergleiche werden herangezogen (etwa über Klausuren, Tests oder Assess-
ments), sondern Verfahren der Selbstbewertung intraindividueller Entwicklungsprozesse stehen im Vorder-
grund. Die angewandten Mittel bestehen weniger aus Klausuren und Tests als vielmehr aus Reflexion und
Begutachtung von Lernprodukten und E-Portfolios. Zwar ist E-Learning 2.0 als Trend eine neue Entwick-
lung, jedoch gibt es mit den zugrunde liegenden Lernmodellen autonomen Lernens und des Lernens in
„Communities of Practice“ bereits substanzielle Erfahrungen und Methoden, wie Beurteilungen und Quali-
tätsbewertungen von Lernprozessen vorgenommen werden können. Diese Methoden können von Lehren-
den genutzt werden, um sie zusammen mit Lernenden dazu einzusetzen, deren Lernfortschritte zu evaluie-
ren und individuelle Lernplanungen zu ermöglichen. Lehrende haben dabei die Rolle von Mentorinnen und
Mentoren, die Feedback und Rückmeldung geben, bei der Reflexion von Lernerlebnissen helfen oder
E-Portfolio-Einträge beurteilen. Im folgenden Abschnitt werden zwei Methoden zur Qualitätsbeurteilung
von Lernprozessen in digitalen Lernwelten exemplarisch vorgestellt.
Eine wichtige Methode, die enorme Potenziale für die Qualitätsbewertung von Lernprozessen in
E-Learning-2.0-Szenarien bietet, ist das Konzept der Selbstbewertung. Dabei geht es nicht um eine ab-
schließende (summative) Beurteilung der Lernleistung, sondern vor allem um eine Verbesserung der Lern-
fähigkeiten.
„Self-evaluation is defined as students judging the quality of their work, based on evidence and explicit
criteria, for the purpose of doing better work in the future. When we teach students how to assess their own
progress, and when they do so against known and challenging quality standards, we find that there is a lot
to gain. Self-evaluation is a potentially powerful technique because of it’s impact on student performance
through enhanced self-efficacy and increased intrinsic motivation. Evidence about the positive effect of
self-evaluation on student performance is particularly convincing for difficult tasks (Maehr & Stallings,
1972; Arter et al., 1994), especially in academically oriented schools (Hughes et al., 1985) and among high
need pupils“ (Henry 1994).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569