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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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337 Die globale Wissensgesellschaft ist bis in die meisten Lebensbereiche hinein von Wissenschaft und Technik geprägt. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien haben alle gesellschaftlichen Subsysteme, das Bildungssystem eingeschlossen, verändert. Alles weist darauf hin, dass es an der Zeit wä- re, neu über die Beziehung von Menschen und Technik zu denken. Trotzdem werden die meisten Diskus- sionen über die Rolle von Technik in Bildung auf Grund der nicht mehr aktuellen Theorien eines Technik- determinismus einerseits oder eines Sozialdeterminismus andererseits geführt. Weil diese Theorien immer noch einflussreich sind, lohnt es sich, sie kurz zu erläutern. Der Technikdeterminismus geht davon aus, dass die Gesellschaft durch technologische Entwicklungen bestimmt ist. Die Technik beeinflusst menschliches Verhalten und soziale Kommunikation. So behauptet der Technikdeterminismus beispielsweise, dass Steinwerkzeuge, die Schrift, die Dreifelderwirtschaft, Mas- senmedien und vergleichbare Schlüsseltechnologien soziale und kulturelle Anpassungen hervorgerufen und ganze Epochen geprägt haben (White, 1962; Innis, 1972). Aus technikdeterministischer Sicht wird Technik oft als „Sachzwang“ oder als sich verselbstständigende Entäußerung beziehungsweise Erweiterung des Menschen betrachtet (Schelsky, 1965; Gehlen, 1986). Modelle technischer Rationalität wie zum Beispiel die Kybernetik und Künstliche Intelligenz (du Boulay & Mizoguchi, 1997), welche etwa die Entwicklung von Lernmaschinen maßgeblich beeinflussten (Pask, 1975; Pask, 1976), verstehen kognitive Prozesse und Lernen als etwas, das technisch nachgebaut und optimiert werden kann. Aus der Perspektive des Technik- determinismus gibt es keinen Grund, Technik als etwas Fremdartiges oder den Bildungszielen der Schule Entgegengesetztes zu betrachten. Wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft hat die Technik eine ent- scheidende Rolle zu spielen und jeder Versuch, ohne Technik durchzukommen, ist vergeblich und rück- wärtsschauend. Im Gegensatz dazu setzt der Sozialdeterminismus den Menschen in den Mittelpunkt. Der Mensch be- stimmt, wie Technik entwickelt und eingesetzt wird. Wissenschaft und Technik haben kein Eigenleben, sie sind bloße Werkzeuge, deren Gebrauch von gesellschaftlichen Entscheidungen abhängt. Neuere soziologi- sche und erziehungswissenschaftliche Studien über Technik in Bildung (Luhmann & Schorr, 1986, 1990, 1992; Luhmann, 2002) warnen davor, eine technologische Rationalität und Instrumentalisierung des Men- schen durch Technik im Bildungssystem zu institutionalisieren. Aus der sozialdeterministischen Perspekti- ve gibt es gute Gründe, den Einsatz von Technik in der Bildung zu misstrauen. Obwohl das Bildungssystem die Aufgabe hat, aus Nicht-Wissenden Wissende, aus Nicht-Kompetenten Kompetente zu „machen“, sollte im Sinne des kategorischen Imperativs der Mensch immer als Selbstzweck behandelt werden. Dies ver- langt, dass didaktische Instrumente oder erzieherische „Techniken“ in Frage gestellt werden und deren Wir- kung und Einfluss auf Bildungsprozesse Grenzen gesetzt werden sollen. Technik ist keine Partnerin im Sys- tem Bildung, sondern ein bloßes Instrument, das nur dann eingesetzt werden sollte, wenn es die zwischen- menschliche Kommunikation nicht hindert oder gar ersetzt. Zwischen diesen entgegengesetzten Alternativen stellt die Akteur-Netzwerk-Theorie einen Mittelweg des Verständnisses der Beziehung zwischen Mensch und Technik dar. Die Technik ist weder ein bloßes Instru- ment, noch eine Determinante, die das soziale Leben bestimmt. Vielmehr bilden Mensch und Technik zu- sammen Akteur-Netzwerke. Personen, Gruppen, Organisation, Institutionen, aber auch Artefakte, Bücher, Infrastrukturen, Gebäude, Maschinen und vieles mehr gelten als „Akteure“, die sich zu Netzwerken zusam- menschliessen. Eine wichtige theoretische Innovation der ANT liegt in der Akzeptanz nicht-menschli- cher Akteure in die Gesellschaft. Als Akteur gilt grundsätzlich alles, was in der Lage ist, das Verhalten und die Ziele eines Netzwerkes zu beeinflussen. Jeder Akteur, ob Mensch oder Maschine, hat eigene Ziele, ein eigenes „Handlungsprogramm“. Er versucht, die Handlungsprogramme anderer Akteure in sein Pro- gramm zu „übersetzen“, um diese Akteure in ein Netzwerk einzubinden, das seinen Zielen entspricht.
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Title
L3T
Subtitle
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Editor
Martin Ebner
Sandra Schön
Publisher
epubli GmbH
Location
Berlin
Date
2013
Language
German
License
CC BY-SA 3.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
594
Keywords
L3T, online
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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