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Auch im Bereich der Lerntechnologien und des Lernens und Lehrens mit Technologien allgemein kann
man die hier beschriebenen Phasen, insbesondere die der überzogenen Erwartungen, oft vorfinden. Häufig
wird diese Phase auch parallel von (überzogenen) Befürchtungen begleitet, so die Furcht der zukünftigen
geringeren Bedeutung der Lehrenden durch den Einsatz von Technologien im Unterricht.
Um mehr über zukünftige Entwicklungen zu erfahren und diese einschätzen zu können, gibt es eine Reihe
von Initiativen und Projekten, die regelmäßig Einschätzungen zur Zukunft des Lernens und Lehrens mit
Technologien abgeben.
Bei den nun angeführten Methoden wird dabei auf das Wissen von Expertinnen und Experten gesetzt.
Deren Meinungen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen und die Effekte, die durch den Austausch und
durch Aggregation ihrer Aussagen entstehen, werden als wesentlich dafür erachtet, gute Einschätzungen
zukünftiger Entwicklungen zu erhalten.
Im Folgenden beschreiben wir kurz häufiger verwendete Methoden der Zukunftsforschung und Beispie-
le für ihren Einsatz: die Delphi-Methode, die Szenario-Technik und die Methode des Road Mapping. Zu-
sätzlich beschreiben wir die Methode des Horizon-Reports, der jährlich erscheint und künftige Entwicklun-
gen beim technologiegestützten Lernen und Lehren beschreibt, sowie Wetten als Methode. Alle Methoden
schließen von aktuellen auf zukünftige Fälle (induktive Schlussfolgerungen) und sind daher erkenntnistheo-
retisch kritisierbar. Andererseits muss man bedenken, dass man bei eigenen und bei Handlungen von Orga-
nisationen nicht umhin kommt, eine Zukunft vorwegzunehmen. Die Frage ist daher nicht ob, sondern nur
wie man diese Zukunft vorwegnimmt: intuitiv oder doch einigermaßen systematisch.
Die Delphi-Methode ist ein mehrstufiges Verfahren, bei dem Expertinnen und Experten aus unterschiedli-
chen Disziplinen in moderierten Gruppendiskussionen zukünftige Trends und Entwicklungen identifizieren.
Durch den Austausch der Teilnehmenden und Zusammenfassung der ersten Runde wird erwartet, dass sich
die Einschätzungen in den weiteren Runden konsolidieren. Die Delphi-Methode kann auch schriftlich erfol-
gen, wie es beispielsweise bei einer Befragung zur Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen von On-
line-Prüfungen eingesetzt wurde: Schaffert (2004) hat dazu 48 Expertinnen und Experten in einer zweistu-
figen schriftlichen Befragung Aussagen bewerten lassen. Während es beim ersten Durchgang noch ein wei-
tes Spektrum an Aussagen und zukünftigen Entwicklungen gab, ergab sich in der zweiten Runde ein mo-
derateres Bild: Die Befragten kamen beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Online-Prüfungen vor allem in
Branchen, in denen Computer als Arbeitsgeräte zum Alltag gehören, zukünftig häufiger eingesetzt werden.
Einen sehr breiten Ansatz verfolgt die Szenario-Technik (Steinmüller, 2002; Grunwald, 2002). Die Szena-
rio-Technik wurde in den 1950er Jahren vom Militär entwickelt, um Strategien zu erarbeiten sowie Ent-
wicklungen und Ergebnisse von komplexen Situationen einzuschätzen. Die Szenario-Technik versucht da-
bei Orientierungswissen zu geben, was in naher Zukunft passieren wird. Typischerweise werden dabei drei
Szenarien untersucht: zunächst einmal das wahrscheinlichste, überraschungsfreie mögliche Szenario. Dann
gibt es das Worst-Case-Szenario, also eine Beschreibung der Entwicklung im schlechtesten Falle. Schließ-
lich gibt es noch ein bestmögliches Szenario, also eine Beschreibung für eine bestmögliche, gewünschte
Entwicklung (Boon et al., 2005, 207). Die Szenario-Technik zielt also darauf ab, das ganze Spektrum mög-
licher Entwicklungen aufzuzeigen, und nutzt dabei nicht nur Zahlen und Fakten (quantitatives Vorgehen),
sondern auch Einschätzungen und Vermutungen von Expertinnen und Experten (qualitatives Vorgehen).
Beispielsweise wird diese Methode am „Institute for Prospective Technological Studies“ im Feld des tech-
nologiegestützten Lernens eingesetzt (Miller et al., 2008, 23). E-Learning-Szenarien zu kreieren wird bei-
spielsweise als Methode empfohlen, wenn man Entscheidungen zum zukünftigen Einsatz von Lerntechno-
logien in Einrichtungen treffen will (Hamburg et al., 2005).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569