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L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
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374 In diesem Artikel werden die Auswirkungen der Kognitionswissenschaft auf unser Verstehen von Lehr-Lernprozessen und auf die Verwendung von Lerntechnologien untersucht sowie zentrale Fragestellun- gen und Konzepte der Kognitionswissenschaft beleuchtet. Die Kognitionswissenschaft ist keine wissenschaftliche Disziplin im herkömmlichen Sinn, sondern ein immer noch recht junges interdisziplinäres Forschungsfeld, in dem unterschiedliche Disziplinen gemeinsam Antworten auf Fragen zur Kognition – Wahrnehmung, Denken und Handeln – suchen, die sie aus ihrer Per- spektive und mit ihren Methoden allein nicht zufriedenstellend beantworten können. In gewisser Weise stellt die Kognitionswissenschaft Fragen nach der Natur des Menschen, die sich Philosophen seit jeher stel- len, und versucht diese interdisziplinär mit Mitteln der Psychologie, Linguistik, Neurowissenschaft, Biolo- gie und Informatik zu beantworten. Letzterer kommt in der Entstehungsgeschichte dieses Forschungsfelds wegen der damals neuen Methode der Computersimulation eine besondere Rolle zu. Warum ist es lohnenswert, sich in einem so anwendungsbezogenen Feld, wie Lehren und Lernen mit Tech- nologien überhaupt, mit Fragen und Konzepten aus der kognitionswissenschaftlichen Grundlagenforschung auseinanderzusetzen? Wir sehen drei Gründe: Aus vielen Modellen der kognitionswissenschaftlichen Grundlagenforschung ist Kognitionstechnik geworden, mit der wir im Alltag ständig konfrontiert sind. Lehrende und Lernende (und natürlich auch Designer/innen von Lerntechnologien) haben notwendi- gerweise ein Konzept von Kognition und eine Theorie wie sie funktioniert. Die Frage ist lediglich, wie bewusst und reflektiert diese persönliche Theorie ist und damit, ob sie zur Reflexion über die ei- gene Praxis dienen kann. Unsere Konzepte von Kognition haben eine Auswirkung auf die Vorstellung was Lernen ist und was gelernt wird – und damit auf unseren Wissensbegriff. Hier sehen wir eine Nahtstelle zu Ergebnissen der Bildungsforschung, die zeigen, dass unser Wissensbegriff Lernstrategien beeinflusst. Dieses Kapitel orientiert sich in seinem Aufbau an den Phasen der Kognitionswissenschaft seit ihrer Entste- hung. Diese ideengeschichtliche Betrachtung ist notwendig, um konkrete Implikationen auf aktuelle Fragen des Lernen und Lehrens, des Wissens und zu Lerntechnologien abzuleiten. Ziel dieses Kapitels ist es zu zeigen, wie Konzepte aus der kognitionswissenschaftlichen Grundlagenforschung Eingang in die Alltags- sprache, in unser Denken über Lernprozesse und Wissen und letztlich in Technologien gefunden haben, mit den wir tagtäglich interagieren, um so ein Denkwerkzeug für die Reflexion der eigenen Praxis zur Verfü- gung zu stellen. Kein Ziel ist es hingegen, didaktische oder Usability-Rezepte auszustellen. Eine fundierte Vorgeschichte würde im Rahmen dieses Buches zu weit führen, daher möchten wir hier nur vier Strömungen und Ideen aus den Disziplinen Philosophie, Psychologie, Linguistik und Informatik skiz- zieren, deren interdisziplinäres Zusammenwirken wesentlich für das Entstehen des neuen Forschungsfeldes Kognitionswissenschaft war: Die Vorstellung, dass menschliches Denken letztlich Rechnen sei, findet sich schon im 17. Jahrhundert bei Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716), der, nebenbei bemerkt, auch das Binärsystem erfand, das mit der Erfindung des Computers eine große Bedeutung erhalten sollte. Die Analytische Philosophie wurde An- fang des 20. Jahrhunderts von den britischen Philosophen Bertrand Russell (1872–1970) und George Ed- ward Moore (1873–1958) und vom Wiener Kreis begründet und kann als eine Fortführung der Leib- niz'schen Ideen begriffen werden. Ihre Vertreter wiesen folgende Gemeinsamkeiten auf: Ein systemati- sches, anstatt geschichtliches Herangehen an philosophische Fragen, eine Orientierung an empirischen Wissenschaften sowie der Versuch eine logische Formalsprache (widerspruchsfreie Idealsprache) zu schaf- fen, beziehungsweise die Analyse von Sprache mit Mitteln der Logik, mit dem Ziel, die angenommene lo- gische Formalsprache hinter unserer Alltagssprache zu beschreiben. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass viele Vertreter dieser Richtung vor dem nationalsozialistischen Regime fliehen mussten und ihre Arbeit in England und den USA fortsetzten.
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L3T Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Title
L3T
Subtitle
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Editor
Martin Ebner
Sandra Schön
Publisher
epubli GmbH
Location
Berlin
Date
2013
Language
German
License
CC BY-SA 3.0
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
594
Keywords
L3T, online
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. Einleitung 1
  2. Einführung 11
  3. Von der Kreidetafel zum Tablet 27
  4. Die Geschichte des WWW 39
  5. Hypertext 51
  6. Geschichte des Fernunterrichts 65
  7. Informationssysteme 75
  8. Webtechnologien 89
  9. Multimediale und interaktive Materialien 99
  10. Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
  11. Human-Computer-Interaction 117
  12. Didaktisches Handeln 127
  13. Medienpädagogik 139
  14. Systeme im Einsatz 147
  15. Kommunikation und Moderation 157
  16. Forschungszugänge und -methoden 167
  17. Planung und Organisation 177
  18. Literatur und Information 185
  19. Die „Netzgeneration“ 201
  20. Multimedia und Gedächtnis 209
  21. Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
  22. Prüfen mit Computer und Internet 227
  23. Blogging und Microblogging 239
  24. Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
  25. Educasting 257
  26. Game-Based Learning 267
  27. Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
  28. Offene und partizipative Lernkonzepte 287
  29. Qualitätssicherung im E-Learning 301
  30. Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
  31. Lernen mit Videokonferenzen 319
  32. Simulationen und simulierte Welten 327
  33. Barrierefreiheit 343
  34. Genderforschung 355
  35. Zukunftsforschung 363
  36. Kognitionswissenschaft 373
  37. Diversität und Spaltung 387
  38. Lern-Service-Engineering 397
  39. Medientheorien 405
  40. Das Gesammelte interpretieren 413
  41. Wissensmanagement 421
  42. Sieht gut aus 427
  43. Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
  44. Interessen und Kompetenzen fördern 445
  45. Spielend Lernen im Kindergarten 455
  46. Technologieeinsatz in der Schule 465
  47. Technologie in der Hochschullehre 475
  48. Fernstudium an Hochschulen 483
  49. Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
  50. E-Learning in Organisationen 497
  51. Erwachsenen- und Weiterbildung 507
  52. Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
  53. Sozialarbeit 525
  54. Human- und Tiermedizin 531
  55. Online-Labore 539
  56. Mehr als eine Rechenmaschine 547
  57. Bildungstechnologien im Sport 557
  58. Fremdsprachen im Schulunterricht 569
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