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Medien, und gegenwärtig vermehrt die digitalen Medien (Internet, soziale Medien, mobile Technologien),
haben einen prägenden Einfluss auf verschiedene Generationen. Generationen können im soziologischen
Sinne als ein Zusammenhang und ein Miteinander von Individuen definiert werden, die einen gemeinsamen
kulturellen Kontext und eine ähnliche Perspektive auf Ereignisse teilen (Becker, 2008). Dabei gehören Me-
dien als Begleiter aller Situationen im Alltag zu wesentlichen Elementen für die Herausbildung von Gene-
rationen. Alleine die Hochkonjunktur des Begriffs ‚Mediengeneration‘ mit den aktuell populären Ausprä-
gungen, wie ‚Generation X‘, ‚Digital Natives‘ oder ‚Netzgeneration‘, weist auf die Grundannahme zur so-
zialisierenden Funktion der Medien in der Gesellschaft hin. Einer Mediengeneration gemeinsam können
bestimmte Mediennutzungspraktiken, Medienerfahrungen, Einstellungen gegenüber Medien und kollektiv-
biografische Erinnerungen sein (unter anderem Baacke, 1999; Volkmer, 2006; Süß, 2007). Die Sozialisati-
onsfunktion von Medien steht im Vordergrund der Mediensozialisationsforschung. Zahlreiche Forschungs-
arbeiten in diesem Feld zeigen, dass Medien tatsächlich eine wichtige soziale, kulturelle, politische, Mei-
nung und Kompetenz bildende, sowie orientierende Rolle spielen (unter anderem Theunert & Schorb,
2004). Die sozialisierende Funktion von Medien wird häufig als generationsprägend interpretiert. So wer-
den zum Beispiel Jugendliche plakativ mit dem Begriff ‚Net-Generation‘ etikettiert oder die Jahrgänge ab
1980 als eine Geburtskohorte von digitalen Einheimischen (Digital Natives) betrachtet (Prensky, 2001; Pal-
frey und Gasser, 2008). Insbesondere die These zu Digital Natives, nach der es eine Generation gäbe, die
mit digitalen Technologien, vor allem Internet, aufgewachsen ist und im Gegensatz zu digitalen Immigran-
ten (Digital Immigrants) mit Medien grundsätzlich vertrauter, offener und intensiver umgeht, wurde mehr-
mals infrage gestellt (Hugger, 2010; Bohnenkamp, 2011).
Ein genauer Blick zeigt nämlich, dass sich Medienerfahrungen und Nutzungspraktiken bei gleichen Al-
tersgruppen deutlich unterscheiden können. So kommt die DIVISI-Studie über die digitalen Milieus bei-
spielsweise zur Schlussfolgerung, dass es innerhalb von Generationen unterschiedliche Einstellungs- und
Verhaltenstypen gibt, die digitale Medien unterschiedlich nutzen (DIVISI, 2012). Die Studie „D21-Digital-
Index“ zum Digitalisierungsgrad in Deutschland zeigt wiederum, dass es erhebliche regionale Unterschiede
im digitalen Zugang, in der Nutzung und den Kompetenzen gibt. Selbst innerhalb der gleichen Generatio-
nen gibt es gravierende Unterschiede im Zugang und Nutzung von digitalen Medien, zum Beispiel zwi-
schen Männern und Frauen, zwischen Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund oder im inter-
nationalen Vergleich zwischen Menschen in den verschiedenen Weltregionen (Comscore, 2010, 2013).
Die Unterschiede in Zugang und Nutzung digitaler Medien platzieren auch die Bildungspraxis im Span-
nungsfeld zwischen Diversität und Spaltung. Diversität steht dabei synonym für Vielfalt und Verschieden-
heit, unter anderem in Bezug auf Medien, Themen, Objekte, Herangehensweise und Problemlösungen.
Spaltung wiederum beschreibt eine Kluft, Trennung oder Teilung in der Gesellschaft. Bezogen auf die Me-
diennutzung ist hier von der digitalen Spaltung die Rede. Digitale Spaltung beschreibt die Chancenunter-
schiede im Zugang (zum Beispiel Internetzugang) aber auch in der Art der Nutzung von digitalen Medien.
In diesem Beitrag werden die Phänomene Diversität und Spaltung im Blick auf die inklusive Medien-
pädagogik und inklusive Medienbildung diskutiert, welche als Praxis- und Forschungsfelder das Thema In-
klusion in den Vordergrund stellen (Schorb & Theunert, 2012). Im Folgenden werden ausgewählte Aspekte
von Diversität und Spaltung sowie Beispiele aus der Bildungspraxis skizziert. Abschließend gibt es Emp-
fehlungen für diversity-orientierte Medienpraxis und Übungsaufgaben zur Vertiefung und Reflexion der
hier angerissenen Themen. Dabei gilt es, die Vielfalt und die Unterschiede wahrzunehmen und die Diversi-
tät beim Einsatz von Neuen Medien in der Bildungspraxis gezielt zu fördern.
Digitale Medien eröffnen neue Zugangswege und Beteiligungsmöglichkeiten an der Erstellung und Nut-
zung von Wissen. Gleichzeitig führen Unterschiede im Zugang und bei Nutzung von digitalen Medien
zu einer wachsenden Kluft in der Gesellschaft. Ein diversität-fördernder Einsatz von digitalen Medien
zum Lernen und Lehren gewinnt an Bedeutung.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569