Page - 433 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Image of the Page - 433 -
Text of the Page - 433 -
433
Menschen sind außerordentlich flexibel und anpassungsfähig, daher fällt es manchmal nicht unmittelbar
auf, wenn Software verwirrend gestaltet ist. Allerdings sollten gerade Lernende optimal bei ihrem Lernpro-
zess unterstützt werden. Da durch eine entsprechende visuelle Gestaltung Aufmerksamkeitsprozesse ge-
steuert werden können, sollten die Lernenden zum Beispiel dabei unterstützt werden, sich einen guten
Überblick über das Lernmaterial verschaffen zu können. Das klingt trivial, ist aber in manchen Lernsyste-
men nicht verwirklicht. Daher ist es notwendig, sich mit den Besonderheiten der menschlichen Wahrneh-
mung zu beschäftigen. Dieses Kapitel gibt einen ersten Überblick über Grundlagen und Gestaltungsrichtli-
nien in diesem Bereich. Daneben gibt es noch wesentlich mehr Forschungsergebnisse der Wahrnehmungs-
psychologie, die für diesen Bereich relevant sein könnten. Zum Beispiel spielt Animation im E-Learning
eine zunehmende Rolle. Daher gibt es eine große Zahl spannender Untersuchungen, die sich damit beschäf-
tigen, wie Animationen so gestaltet werden können, dass Veränderungen auch effektiv wahrgenommen
werden können.
Die Berücksichtigung von Wahrnehmungsprozessen beim Design von Lernsystemen ist nicht immer
einfach. Da die Ergebnisse der Wahrnehmungspsychologie manchmal eher allgemein sind und man keine
präzisen Guidelines ableiten kann, können sie nicht immer auf das Design von Lernsystemen angewendet
werden. Oft muss man auch den Kontext berücksichtigen. Im Kapitel über Gestaltungsrichtlinien wurde
beispielsweise bereits erwähnt, dass es keine allgemeingültige Richtlinie dafür gibt, wie die Aufmerksam-
keit optimal auf Veränderungen gelenkt werden kann, da dies von der Aufgabenstellung und der Gruppe
der Benutzer/innen abhängt. Das ist kein grundsätzlicher Nachteil, verlangt allerdings von den Designerin-
nen und Designern, dass sie kritisch darüber reflektieren, wie die Gestaltungsempfehlungen angewendet
werden sollten und nicht einfach Guidelines umsetzen.
Trotz dieser Schwierigkeiten ist es aber für Lehrende notwendig, sich mit menschlicher Wahrnehmung
zu beschäftigen und entsprechende Richtlinien im Design zu berücksichtigen, um wirklich gute Lernsyste-
me zu entwerfen. Der Lernprozess in der Onlinewelt läuft - wie es hoffentlich in diesem Kapitel gezeigt
werden konnte - nicht „automatisch“ durch ein einfaches zur Verfügung stellen von Inhalten und Materiali-
en ab, sondern Sie haben in der Rolle des ‚Gestalters beziehungsweise der Gestalterin‘ einen wesentlichen
Einfluss darauf. Durch gestalterische Mittel haben Sie es in der Hand, den Lernprozess der Studierenden
durch Lenkung ihrer Aufmerksamkeit im Voraus zu bestimmen. Viel Erfolg beim Schöpfen dieses Potenzi-
als!
Duchowski, A. T. (2007). Eye Tracking Methodology: Theory and Practice. London: Springer-Verlag.
Goldstein, B. E. (2008). Wahrnehmungspsychologie. Der Grundkurs. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Holmqvist, K.; Nyström, M.; Andersson, R.; Dewhurst, R.; Jarodzka, H. & Van de Weijer, J. (2011). Eye tracking: A
comprehensive guide to methods and measures. Oxford: Oxford University Press.
Holzinger, A.; Baernthaler, M.; Pammer, W.; Katz, H.; Bjelic-Radisic, V. & Ziefle, M. (2011). Investigating paper vs.
screen in real-life hospital workflows: Performance contradicts perceived superiority of paper in the user experience. In:
International Journal of Human-Computer Studies 69(9), 563-570.
IFeL/eLeDia (2013). Learning Usability. URL: http://www.learningusability.ch [2013-07-11].
Just, M. A. & Carpenter, P. A. (1980). A theory of reading: From eye fixations to comprehension, Psychological Review
87(4), 329-354.
Lindsay, P. H. & Norman, D. A. (1981). Einführung in die Psychologie. Informationsaufnahme und -verarbeitung beim
Menschen. Berlin: Springer.
Norman D. A. (2005). Emotional Design: Why we love (or hate) everyday things. New York: Basic Books.
Rakoczi, G. (2010). Userverhalten beim E-Learning - Eine Eye Tracking Studie des Lernsystems Moodle. Saarbrücken:
VDM Verlag Dr. Müller.
Siegenthaler, E.; Bochud, Y.; Bergamin, P. & Wurtz, P. (2012). Reading on LCD vs. e-Ink displays: Effects on fatigue and
visual strain. Ophthalmic and Physiological Optics 32(5), 367-374.
Siegenthaler, E.; Wurtz, P.; Bergamin, P. & Groner, R. (2011). Comparing reading processes on e-ink displays and print.
Displays 32(5), 268-273.
Ware, C. (2000). Information Visualization: Perception for Design. San Francisco (CA): Morgan Kaufmann.
Ware, C. (2008). Visual Thinking for Design. Amsterdam: Morgan Kaufmann.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569