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Seit Beginn der 1990er Jahre setzen Unternehmen auf computergestützte Lernformen. Ihr Einsatz lässt sich
in drei Entwicklungsstufen zusammenfassen, wobei anzumerken ist, dass sich jedes einzelne Unternehmen
heute in der Phase befindet, die seiner Lernkultur und Bildungsstrategie entspricht:
In der ersten Phase (ab 1990) wurden Trainingsinhalte in großer Zahl für das Lernen am Computer
aufbereitet. In vielen Großunternehmen wurden Lernstationen dafür eingerichtet. „Multimedia“, das 1995
von Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) publizierte Wort des Jahres in Deutschland, wurde zum Zug-
pferd für die Entwicklung aufwändig aufbereiteter Lernprogramme. Um diese Angebote verwalten (das
heißt: verteilen, freischalten, buchen, verrechnen, auswerten) zu können, wurden vor allem in Großunter-
nehmen Lernplattformen eingeführt. Präsenzlernen und das Lernen am Computer existieren meist parallel
und unabhängig voneinander.
In der zweiten Phase (ab 2002) werden Präsenzlernen und das Lernen am Computer verknüpft: Blen-
ded-Learning-Konzepte (engl. „blended learning“, dt. „vermischtes Lernen“) werden entwickelt, um in
integrierten Lernkonzepten die Vorteile beider Lehr-/Lernformen zu nutzen. Im Idealfall werden Selbst-
Lernphasen am Computer bzw. im Netz auf der Grundlage von in einem Kickoff getroffenen Vereinbarun-
gen weitgehend selbstorganisiert durchgeführt, und die Lerner dabei durch E-Tutorinnen und –tutoren oder
E-Coaches begleitet.
In der dritten Phase (ab 2006) gewinnt der Einsatz von Social Media (Web-2.0-Instrumenten) zur Un-
terstützung des informellen Lernens an Bedeutung. Die neuen Netztechnologien eröffnen Möglichkeiten
des Wissensaustausches, die Arbeits- und Lernprozesse enger verbinden (Hart, 2011). Damit wird kollabo-
ratives Arbeiten und Lernen im Netz möglich. Arbeiten und Lernen rücken näher zusammen.
Die Entscheidung für den Einsatz einer bestimmten Lerntechnologie bzw. -form und damit für ein be-
stimmtes didaktisches Szenario (Reinmann, 2010) hängt von verschiedenen Kriterien ab:
von der Lernstrategie des Unternehmens, zum Beispiel: Welche langfristigen Ziele sollen mit dem
Einsatz webbasierter Bildungstechnologien unterstützt werden? Soll eher das strukturierte, geführte
Lernen oder mehr das selbstorganisierte, informelle Lernen gestärkt werden?
von den Lernzielen, zum Beispiel: Soll kurzfristig über ein neues Produkt informiert oder langfris-
tig eine bestimmte Kompetenz entwickelt werden?
von der Zielgruppe, zum Beispiel: Wie groß ist die Zielgruppe? Wie ist sie räumlich verteilt? Wel-
che Anforderungen an bzw. Erfahrungen mit bestimmten Lerntechnologien und Lernformen hat sie?
von der technologischen Infrastruktur, zum Beispiel: Wie ist das interne Netz ausgestattet? Sind
die Endgeräte „multimediafähig“? Gibt es eine Lernplattform? Werden mobile Endgeräte („mobile
learning“) eingesetzt?
von den finanziellen Ressourcen, zum Beispiel: Welches Lernszenario ist am kostengünstigsten?
Können Lernangebote mit eigenen Fachkräften entwickelt werden oder braucht es externe Expertin-
nen und Experten? Können Open-Source-Lösungen genutzt werden?
von den organisatorischen Rahmenbedingungen, zum Beispiel: Welche internen Ressourcen zur
Entwicklung, Einführung und Begleitung bestimmter Lernszenarien stehen zur Verfügung? Welcher
Entwicklungszeitraum ist geplant? Welche Entscheidungsträger/innen und Bereiche sind an Ent-
wicklung und Einsatz eines Bildungsangebots beteiligt?
von der Konkurrenz, zum Beispiel: Wie kann man sich im „war for talents“ durch den Einsatz in-
novativer Lerntechnologien und Social Media einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen?
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569