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Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen, frei im Netz zur Verfügung stehenden Lernmöglichkeiten geht
es im Folgenden um online durchgeführte, kursartig organisierte Lernangebote: Ein Offener Online-Kurs
(OOC) ist zunächst einmal ein Kurs. Es gibt also nicht nur Lerninhalte und Lernmaterialien, sondern auch
Teilnehmer/innen und Veranstalter/innen, die innerhalb eines festgelegten Zeitraums, von einem Start- bis
zu einem Enddatum, gemeinsam miteinander lernen. Das Stichwort „Online“ bezieht sich darauf, dass der
Kurs ausschließlich im Netz stattfindet, „offen“ bedeutet zum einen, dass der Kurs kostenlos ist, zum ande-
ren, dass in der Regel keinerlei formale Zugangsvoraussetzungen (zum Beispiel Zeugnisse) bestehen.
Öffentliche Aufmerksamkeit erlangten sogenannte MOOCs, Massive Open Online Courses – also
OOCs mit sehr hohen Teilnehmendenzahlen –, spätestens, als im November 2012 die New York Times das
Jahr 2012 zum „Year of the MOOC“ erklärte (Pappano, 2012). Dabei richtet sich das Interesse der Medien
und der Öffentlichkeit fast ausschließlich auf die inzwischen sogenannten „xMOOCs“: Solche Kurse, deren
Konzept sich an traditionellen Vorlesungen orientiert, wurden zum ersten Mal Ende 2011 durchgeführt und
sind mit zum Teil über 100.000 registrierten Teilnehmenden unbestritten „massive“. Eine andere Form von
MOOCs, für die sich inzwischen die Bezeichnung „cMOOCs“ durchgesetzt hat, wird bereits seit 2008 an-
geboten, zuerst von den kanadischen E-Learning-Experten George Siemens und Stephen Downes. Ihnen
liegt mit dem Konnektivismus (zu diesem Ansatz vgl. Kapitel #lerntheorie) ein völlig anderes Konzept zu-
grunde, das erheblichen Einfluss auf die Gestaltungsprinzipien hat (zur Entwicklungsgeschichte und Cha-
rakterisierung von MOOCs vgl. Kapitel #offeneslernen und Kapitel #systeme). Im Folgenden geht es vor
allem darum, welche unterschiedlichen Anforderungen die beiden MOOC-Formen an Lernende stellen.
xMOOCs sind darbietungsorientiert und instruktional konzipiert. Sie folgen einem klaren Curriculum und
geben eindeutige Lernziele vor. Zentrales Element sind am Format von Vorlesungen angelehnte, regelmä-
ßig getaktete (zum Beispiel wöchentliche) Inputs, meist in Form von Videobeiträgen. Die Aktivitäten der
Teilnehmenden bestehen vor allem in der Erledigung von Aufgaben in Form von Quizzes oder Essays. Der
Einsatz von Foren dient eher zur Klärung inhaltlicher Verständnisfragen als dem diskursiven Austausch. In
der Regel kann zum Abschluss von xMOOCs ein Zertifikat erworben werden.
cMOOCs gehen, dem konnektivistischen Ansatz entsprechend, von einem völlig anderen Verständnis von
Lernen aus: Da sich mit der im Internet vorhandenen Fülle von sich ständig weiterentwickelnden Informa-
tionen der Wissensbegriff und das Ziel von Lernen verändere, gehe es nicht mehr darum, Informationen
persönlich zu verinnerlichen, sondern ein Netzwerk aufzubauen, das es ermöglicht, einen Überblick über
aktuelle Entwicklungen, Verbindungen zwischen Themenfeldern, Ideen und Konzepten zu erkennen (Ar-
nold et al., 2013, 110f.).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569