Page - 527 - in L3T - Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Image of the Page - 527 -
Text of the Page - 527 -
527
Durch die Entwicklung von Lebenswelten zu Medienwelten nimmt die Medienpädagogik in der lebens-
weltorientierten Sozialen Arbeit eine zentrale Rolle ein. Bürgermeister spricht vom Praxis-Jargon: 'Das Kli-
entel dort abholen, wo es steht', in einer alltagsorientierten und interessengeleiteten Medienarbeit innerhalb
der Lebenswelt einzelner und des sozialen Raumes.
Anknüpfungspunkte für die Praxis bieten sich somit direkt in der Alltagswelt der Menschen. Sie leiten
sich von den Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppen und ihrer sozialen Umwelt ab. Die Praxismög-
lichkeiten sind daher vielfältig und auf den individuellen Fall angepasst. So zieht sich die lebensweltorien-
tierte Soziale Arbeit von der Kindermedienarbeit im Vorschulalter, über die Online-Beratung aller Alters-
gruppen und themenspezifische Projekte mit Zielgruppen aller Art bis hin zur Medienkompetenzvermitt-
lung für Ältere. Ziel hierbei ist stets eine für die Klientel Partei ergreifende, dem Berufsethos der Sozialen
Arbeit folgende Methodik, welche sich im Selbstverständnis von Sozialer Arbeit als Menschenrechtspro-
fession begründet.
Prävention, Regionalisierung, Alltagsnähe, Partizipation und Integration als Grundprinzipien der Le-
bensweltorientierung lassen sich hierzu auf die medienpädagogische Arbeit übertragen (Bürgermeister,
2009, 167-169).
Ziel der Medienpädagogik in der Sozialen Arbeit ist nach Hoffmann (2010) die Vermittlung von Medien-
kompetenz. Dies entspricht dem hilfeorientierten Selbstverständnis der Sozialen Arbeit, Menschen im Sin-
ne von Teilhabe und freier Lebensführung zu unterstützen. Die eingeschränkte Befähigung im Umgang mit
Medien behindert Teilhabe und stellt eine mögliche Ursache für Problemsituationen dar. Dahingegen eröff-
nen sich bei kompetenter Nutzung neue Möglichkeiten für die individuelle Lebensführung. Medienpädago-
gische Kompetenz in der Sozialen Arbeit zielt daher auf die Interessen und Bedürfnisse der Mediennutzen-
den und ihrer Lebensplanung ab (Hoffmann, 2010, 57ff).
Im Kontext Sozialer Arbeit erfolgt Medienbildung lebensweltorientiert. Entsprechend der Definition
von Medienpädagogik nach Baacke (1997) können die vier medienpädagogischen Aspekte – Medienkritik,
Medienkunde, Mediennutzung, Mediengestaltung - auf die Soziale Arbeit angewandt werden. Als ethisch-
und werteorientierte Profession richtet sich der kritische Blick Sozialer Arbeit hierbei vor allem auf die me-
diale Darstellung gesellschaftlicher Gruppen sowie die Analyse möglicher Fehlentwicklungen, welche zu
Spaltung und Teilhabebarrieren führen können. Zugang und Partizipation in der Medienwelt sollen ermög-
licht werden, wobei dies bereits auf elementarster Ebene, nämlich der Sprachförderung, beginnt. Hierbei
kommt der Nützlichkeit von Medien in der individuellen Lebensgestaltung eine zentrale Rolle zu. Soziale
Medienarbeit zielt auf selbstbestimmte, menschendienliche Anwendung von Medienkommunikation und
-technologien. Hierzu gehört auch die parteiische Vertretung der Klientel sowie Mediennutzung zu Lobby-
zwecken im Sinne des Berufsethos (Hoffmann 2010, 63-65).
Um medienpädagogische Unterstützung durch Fachkräfte der Sozialen Arbeit gewährleisten zu können, gilt
es zunächst, diesen Themenschwerpunk im Curriculum der Hochschulausbildung zu verankern.
Zudem sollte flächendeckend ein alltagsnaher und berufsbegleitender Weiterbildungsansatz angeboten
werden, um die Medienkompetenz nicht nur als Thema abzuarbeiten, sondern den Teilnehmenden die Mög-
lichkeit zu geben, verschiedene Ansätze kennenzulernen, auszuprobieren, in den eigenen Alltag zu integrie-
ren
und sich an die ständige Entwicklung und Veränderung der digitalen Medien gewöhnen und diese als Mög-
lichkeit wahrnehmen zu können. Hierzu haben Kutscher et al. (2009) ein modular aufgebautes Weiterbil-
dungskonzept für Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit entworfen, welches beispielhaft als Grundlage
für Qualifizierungsmaßnahmen herangezogen werden kann.
Auch der aktuelle Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung (2013) beschreibt ausführlich die
Herausforderungen der Mediatisierung des Aufwachsens. Er unterstreicht das Anliegen der Fortbildung
von Fachkräften im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, um die Zielgruppe auch im medial geprägten All-
tag kompetent zu unterstützen.
Das Internet als neues Handlungsfeld in der Sozialen Arbeit wird unter anderen von Warras (2009) themati-
siert. Er stellt insbesondere die Frage, ob virtuelle Hilfe auch Soziale Arbeit sein kann. Warras sieht das In-
ternet als zukünftig bestehenden, festen Bestandteil Sozialer Arbeit an und blickt hierbei auf die Möglich-
keit zum Einsatz von 'Cyber-Pädagoginnen und -Pädagogen' oder 'Cyber-Streetworkerinnen und -Street-
workern' zur Leistung Aufsuchender Sozialer Arbeit im Netz sowie in der Online-Beratung.
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569