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Die verwendeten Geräte sind sehr teuer und können so einem breiteren Kreis von Nutzerinnen und Nutzern
zugänglich gemacht werden. Ein anderes Einsatzgebiet ist die Einrichtung von Sensorsystemen für die
Fernüberwachung im Umweltmonitoring, von Gefahrenumgebungen aller Art usw.
Technisch gesehen erfolgen die Steuerung eines Experiments und die Datenabfrage über die Nutzung
von entsprechender Soft- und Hardware (zum Beispiel LabVIEW, MATLAB/Simulink und speziellen Bus-
systemen) oder mittels Datenkarten/Signalverarbeitungssystemen aus eigener bzw. industrieller Entwick-
lung. Viele Geräte haben heutzutage eine eigene Schnittstelle zum Internet-Protokoll TCP/IP oder man
schließt sie mittels eines sogenannten Mikro-Web-Servers (Mikroelektronikschaltkreis) an das Internet an.
Die Steuerung kann über eine graphische Benutzungsoberfläche in einem üblichen Webbrowser oder mit
interaktivem Touchscreen erfolgen.
Viele Online-Labore sind in spezielle Software-Architekturen eingebettet, über die das Labor-Manage-
ment und das Nutzer/innen-Management zentral oder dezentralisiert erfolgt.
Eine Laborausbildung in den Ingenieurdisziplinen, aber auch in den Naturwissenschaften, dient der prakti-
schen Ausbildung im Umgang mit den fundamentalen Ressourcen der Menschheit: Energie, Material und
Information. Dabei sollen einerseits Theorien und Hypothesen überprüft, andererseits diese drei Ressourcen
zu neuen technologischen Lösungen modifiziert und nutzbar gemacht werden. Das allgemeine Ziel der
Laborausbildung ist der praktische Umgang mit Kräften und Materialien der Natur. Dieses Ziel hat sich
über die Jahre nicht geändert, der Anteil der Laborausbildung in der Gesamtlehre schon: In einer Unter-
suchung über den Anteil von Artikeln über Laborausbildung im „Journal for Engineering Education“ von
1993 bis 1997 kam man auf eine Rate von 6,5 Prozent der publizierten Artikel, von 1998 bis 2002 sank die-
se Rate sogar auf 5,2 Prozent (berechnet nach dem Stichwort Labor; siehe Wankat, 2004). Die Anzahl der
Publikationen über Online-Labore wuchs seit 2008 um 60%, es gibt eine kleine stabile Gruppe von For-
schenden und Lehrenden zu diesem Thema (Bochicchio & Longo, 2013).
Ein Grund für den geschwundenen Anteil einer gediegenen Laborausbildung ist ein fehlender Konsens
zu den Lernzielen und -ergebnissen einer Laborerfahrung in der akademischen Bildung. Die Lernziele
reichen dabei von der Beobachtung von Naturphänomenen (zum Beispiel der Lichtbrechung) über die Mes-
sung von physikalischen Größen, die Regelung von Prozessen und Vorgängen (zum Beispiel Schwingun-
gen) bis hin zum Entwurf (zum Beispiel von Schaltungen). Die Lernziele umfassen sowohl kognitive As-
pekte (das Verstehen von komplexen Zusammenhängen in Natur und Technik), Kompetenzen (zum Bei-
spiel die Bewertung der gewonnenen Ergebnisse) als auch experimentelle Fähigkeiten (zum Beispiel das
richtige Messen). Man unterscheidet drei Labortypen: das Entwicklungslabor, das Forschungslabor und das
Ausbildungslabor zu Lehrzwecken. Wissenschaftler/innen und Ingenieurinnen und Ingenieure gehen aus
zwei wesentlichen Gründen ins Labor: einerseits, um notwendige Daten für ihre Entwicklungen und For-
schungen zu sammeln (um ein Produkt zu entwickeln oder eine Hypothese zu widerlegen); andererseits, um
zu überprüfen, ob sich ein bestimmtes Entwicklungsprodukt in der erwarteten Weise verhält. Studierende
dagegen gehen im Normalfall in ein Ausbildungslabor, um etwas Praktisches zu lernen, was schon wissen-
schaftlich nachgewiesen ist. Dieses „etwas“ ist in jedem konkreten Einzelfall sehr genau als Lernobjekt mit
entsprechenden Lernzielen zu bestimmen, um den erwarteten Kenntnis- und Befähigungszuwachs zu erzie-
len.
Die Notwendigkeit einer Laborausbildung wird inzwischen allgemein anerkannt, jedoch fehlen im tertiären
Bildungssektor noch immer klare Lernziele. Als wesentlich werden auf der einen Seite ein besseres Ver-
ständnis für wissenschaftliche Konzepte, eine Motivationssteigerung für das Studium, der Erwerb prakti-
scher Fähigkeiten und die Entwicklung von Problemlösungsfähigkeiten hervorgehoben (Hofstein & Lunet-
ta, 2004). Auf der anderen Seite ist eine Tendenz des Ersatzes von realen Experimenten mit Simulationen
zu erkennen, vor allem aus Kapazität-, Zeit- und Kostengründen. Es wird auch argumentiert, dass das Ex-
perimentieren in komplexen Versuchsaufbauten für den Lernenden schwer nachvollziehbar sei und die Si-
mulation die Modellbildung gegebenenfalls besser unterstützt. Das stimmt oft, soweit das Experiment dem
besseren Verständnis eines theoretischen Zusammenhangs dient, es reicht aber nicht aus, wenn zum Bei-
spiel der Entwurf von technologischen Lösungen erprobt werden soll (die Simulation einer Bewegungsre-
gelung verhält sich oft ganz anders als der Test eines Reglers am realen Objekt).
L3T
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Title
- L3T
- Subtitle
- Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
- Editor
- Martin Ebner
- Sandra Schön
- Publisher
- epubli GmbH
- Location
- Berlin
- Date
- 2013
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 594
- Keywords
- L3T, online
- Category
- Lehrbücher
Table of contents
- Einleitung 1
- Einführung 11
- Von der Kreidetafel zum Tablet 27
- Die Geschichte des WWW 39
- Hypertext 51
- Geschichte des Fernunterrichts 65
- Informationssysteme 75
- Webtechnologien 89
- Multimediale und interaktive Materialien 99
- Standards für Lehr- und Lerntechnologien 109
- Human-Computer-Interaction 117
- Didaktisches Handeln 127
- Medienpädagogik 139
- Systeme im Einsatz 147
- Kommunikation und Moderation 157
- Forschungszugänge und -methoden 167
- Planung und Organisation 177
- Literatur und Information 185
- Die „Netzgeneration“ 201
- Multimedia und Gedächtnis 209
- Mobiles und ubiquitäres Lernen 217
- Prüfen mit Computer und Internet 227
- Blogging und Microblogging 239
- Vom Online-Skriptum zum E-Book 249
- Educasting 257
- Game-Based Learning 267
- Einsatz kollaborativer Werkzeuge 277
- Offene und partizipative Lernkonzepte 287
- Qualitätssicherung im E-Learning 301
- Offene Lehr- und Forschungsressourcen 311
- Lernen mit Videokonferenzen 319
- Simulationen und simulierte Welten 327
- Barrierefreiheit 343
- Genderforschung 355
- Zukunftsforschung 363
- Kognitionswissenschaft 373
- Diversität und Spaltung 387
- Lern-Service-Engineering 397
- Medientheorien 405
- Das Gesammelte interpretieren 413
- Wissensmanagement 421
- Sieht gut aus 427
- Urheberrecht & Co. in der Hochschullehre 435
- Interessen und Kompetenzen fördern 445
- Spielend Lernen im Kindergarten 455
- Technologieeinsatz in der Schule 465
- Technologie in der Hochschullehre 475
- Fernstudium an Hochschulen 483
- Webbasiertes Lernen in Unternehmen 489
- E-Learning in Organisationen 497
- Erwachsenen- und Weiterbildung 507
- Freie Online-Angebote für Selbstlernende 515
- Sozialarbeit 525
- Human- und Tiermedizin 531
- Online-Labore 539
- Mehr als eine Rechenmaschine 547
- Bildungstechnologien im Sport 557
- Fremdsprachen im Schulunterricht 569