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(etwa die Frage, wie die Zuordnung von Personen zur Erziehungswissenschaft
an solchen Standorten ermittelt werden kann, an denen auch die pädagogische
Psychologie oder die Fachdidaktiken institutionell der Fakultät für Erziehungs-
wissenschaft zugeordnet sind) und erlaubt noch keinerlei Aussagen über in-
haltliche Spezifika erziehungswissenschaftlicher Bildungsforschung. Immer-
hin aber ermöglicht diese Zuordnung eine Einschätzung des quantitativen An-
teils der Erziehungswissenschaft an der Gesamtheit der Beiträge zur Bildungs-
forschung. So gibt Zedler in demselben Artikel an, dass im Zeitraum von 1997
bis 2009 der Anteil der Erziehungswissenschaft an den bei SOFIS gemeldeten
Forschungsprojekten zur Bildungsforschung (bei einem insgesamt rasanten
Anstieg von 1440 auf 9139 Projekte) deutlich über 60 % betragen habe – ge-
genüber 11,2 % Projekten mit psychologischer und 7,5 % mit soziologischer
Ausrichtung (Zedler 2018: 39). Festzuhalten ist deshalb zunächst einmal, dass
erziehungswissenschaftliche Arbeiten offenbar rein quantitativ betrachtet ei-
nen erheblichen Anteil der Beiträge zur Bildungsforschung ausmachen.1
Gibt es einen eigenen Gegenstandsbereich erziehungswissen-
schaftlicher Bildungsforschung?
Wenden wir uns nun den verschiedenen Ansätzen zu, die Besonderheit erzie-
hungswissenschaftlicher Beiträge zur Bildungsforschung inhaltlich zu bestim-
men, so legt es die wissenschaftstheoretische Tradition nahe, eine solche Be-
sonderheit zunächst mit einem spezifischen Gegenstandsbereich der Disziplin
zu begründen. Sieht man sich allerdings die einschlägigen Veröffentlichungen
an, so gibt es zwar zahlreiche Versuche, den Gegenstandsbereich der Bildungs-
forschung zu umreißen, aber Aussagen über ein spezifisches Gegenstandsfeld
erziehungswissenschaftlicher Bildungsforschung lassen sich dabei kaum aus-
machen. So war laut Zedler schon für die Begründer der deutschen Bildungs-
forschung in den 1970er Jahren unstrittig, „dass der Gegenstandsbereich der
Bildungsforschung das gesamte Bildungswesen ist sowie alle für die Gestal-
tung von Bildungsprozessen relevanten Bedingungen und Voraussetzungen
umfasst“ (Zedler 2018: 22). Dabei habe man zwar der Erziehungswissenschaft
aufgrund ihrer „pädagogische>n@ Orientierung“ eine besondere Bedeutung zu-
1 Dabei wäre allerdings auch noch zu klären, was überhaupt unter Bildungsforschung verstan-
den werden soll. Ist damit nur empirische Forschung gemeint oder schließt der Begriff – wie
das Handbuch von Tippelt/Schmidt-Hertha 2018, in dem der Beitrag von Zedler erschienen
ist – auch historische und philosophische Bildungsforschung mit ein? Die folgenden Überle-
gungen konzentrieren sich allerdings auf die Frage nach dem Beitrag der Erziehungswissen-
schaft zur empirischen Bildungsforschung – ohne die Bedeutung theoretischer bzw. nicht-
empirischer Forschung in Abrede zu stellen.
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book Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher