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- Passive Consumers: Lehrkräfte, welche nur dann an Fortbildungsaktivitä-
ten teilnehmen, wenn diese an sie herangetragen werden und mit ihrem
sozialen Umfeld abgestimmt sind.
- Reticents: Lehrkräfte, welche grundsätzlich jegliche Fortbildungsinitia-
tive zurückweisen und nur sehr schwer (meist über finanzielle oder per-
sönliche Anreize) zur Teilnahme angeregt werden können.
Auch Peter (1996) stellt fest, dass sich Lehrkräfte bezüglich ihrer Bereitschaft
und Intensität unterschiedlich stark auf Fortbildungsmaßnahmen einlassen. Sie
stellt dabei verschiedene Variablen vor, welche die Wirkungen von Fortbil-
dungsmaßnahmen beeinflussen. Darunter befindet sich neben dem Umfang der
individuellen Einbringung der Lehrkraft auch die „Bereitschaft zu ständiger
Evaluation, Revision und Modifikation des eigenen Unterrichts“ (Peter 1996:
73). In diesem Zusammenhang weist Schumacher (2008) darauf hin, dass eine
mitarbeiterorientierte wertschätzende Führungskultur positive Effekte auf die
Weiterbildungsbereitschaft von Lehrkräften hat (Lipowsky 2009). Cooney
(2001) untersuchte den Zusammenhang zwischen den Überzeugungen und
Einstellungen von Mathematiklehrkräften und ihrer Bereitschaft, ihre Unter-
richtspraxis in Folge von Fortbildungsinitiativen zu ändern. Dabei stellte er
fest: „Teachers’ conceptions about mathematics and mathematics teaching
strongly influence, if not dictate, their movement towards a reform-oriented
teaching environment.” (2001, zit. n. McNamara et al. 2002: 36) Insgesamt
zeigen jüngere Studien zu diesem Thema, dass die Werte und Überzeugungen
der teilnehmenden Lehrkräfte für den Erfolg und die Wirksamkeit von Fortbil-
dungen wichtiger sind als etwa neu erworbenes Wissen oder neu erlernte Fä-
higkeiten (Anderson/Helms 2001; Roehrig/Kruse/Kern 2007). Inhalte und
Konzepte von Fortbildungen, welche nicht mit den Überzeugungen der Lehr-
kräfte übereinstimmen, werden von Lehrkräften oftmals neu interpretiert und
„passend gemacht“ (Suckut 2012: 57). Umgekehrt scheinen jene Fortbildun-
gen am wirksamsten zu sein, welche von den Überzeugungen der Teilnehmen-
den am wenigsten abweichen (Bessoth 2007; Rogers 2003; Wilson/Berne
1999).
Motivation und Volition
Eine mögliche Motivation zur Teilnahme an Fortbildungen stellt die „Wahr-
nehmung eines Defizits” (Post 2010: 78) dar. So kann es etwa ein Ziel sein,
wieder „Sicherheit zu gewinnen gegenüber Erscheinungen, die im Lehreralltag
irritiert haben” (Tietgens 1989: 49). Dazu gehört auch das Bewusstsein, dass
es in Unterricht und Schule Alternativen gäbe, wenn andere didaktisch-päda-
gogische Möglichkeiten zur Verfügung stünden (Post 2010). Watson und Man-
ning (2008) stellen in diesem Zusammenhang fest, dass das Bedürfnis nach
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher