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Warum tendieren nun die meisten Lehrpersonen weiterhin zu sogenannten
„One Shot LehrerInnenfortbildungen“? Die Gründe dafür sind u.E. auf mehre-
ren Ebenen festzumachen (vgl. Müller et al. 2019: 148):
- Eine Kultur der kollegialen Kooperation, die insbesondere das unterricht-
liche Handeln zum Gegenstand macht, ist weder in informellen noch for-
mellen Settings etabliert (siehe dazu Schmich/Burchert 2010).
- Insbesondere wenn Fortbildungen während der Unterrichtszeit stattfinden,
steht das Problem der Unterrichtssupplierung und der damit einhergehen-
den Kosten der Nachfrage nach zeitlich ausgedehnten Angeboten im
Wege.
- Weiterhin werden von den PHs vorwiegend zeitlich kurze Seminare und
Workshops angeboten, die wenig situiert und problemorientiert sowie
kaum prozessbegleitend organisiert sind.
- Für eine Gruppe von Lehrpersonen dürften zeitlich längerfristige und auf-
wendige LFB, insbesondere wenn diese in der unterrichtsfreien Zeit statt-
finden, unattraktiv sein.
- Von Seiten der Steuerung durch die Bildungsadministration und der Schul-
leitungen wird mit zu wenig Nachdruck und Konsequenz die Etablierung
von prozessorientierten und zeitlich langfristigen Kursen oder Program-
men verfolgt.
Wie erwähnt gab es in den letzten Jahren vielversprechende Ansätze, auch an
Pädagogischen Hochschulen länger dauernde, prozessbegleitende und situierte
Formen von Fortbildung zu etablieren (siehe S. 61 zu Wirkung bzw. Wirksam-
keit). Beispiele für solche Initiativen finden sich unter anderem im Kapitel
LehrerInnenfort- und -weiterbildung im nationalen Bildungsbericht 2018
(Müller et al. 2019). Zudem bieten einige Pädagogische Hochschulen – z.T. in
Kooperation mit Universitäten – mehrsemestrige Lehrgänge auf Masterniveau
zu systemrelevanten Themen wie Mentoring bzw. Beratung von Berufseinstei-
gerInnen, Kooperatives Lehren und Lernen, Elternberatung usw. an. Solche
Maßnahmen stellen derzeit allerdings noch eher die Ausnahme als die Regel
dar.
Fortbildungsbedarf
Der Bedarf an LehrerInnenfortbildung lässt sich auf vier Ebenen darstellen: 1.)
Lehrperson (individuelle Ebene), 2.) Schule, 3.) Region und 4.) System. Auf
der ersten Ebene lässt sich ein Fortbildungsbedarf für 60 bis 70 % der Lehre-
rInnen zum Thema SchülerInnen mit besonderen Bedürfnissen, hinsichtlich
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Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher