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Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
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72 ausgehend davon pädagogische Handlungs- und Gestaltungstheorien zu re- flektieren, durchaus im Sinne eines Umlernens, das gesicherte Wissensbe- stände (etwa von der Steuerbarkeit des Lernens oder der absoluten Autonomie der Lernenden) preisgibt zugunsten einer Bereitschaft, sich neu verunsichern zulassen. Forschungsstil des „Miterfahrens“ – die Vignette Wird Lernen als Erfahrung zwischen Selbst und Welt verstanden, ergibt sich daraus die methodische Anforderung, Möglichkeiten des Verstehens von Er- fahrungen auszuloten. Einen Zugang eröffnet die phänomenologische For- schungshaltung in ihrem Verständnis von subjektiver und intersubjektiver Wahrnehmung. Für Laing (1969) ist Erfahrung als Quelle der Theorie die „ein- zige Evidenz“ (ebd.: 8), mit dem Dilemma, dass sich Erfahrungen – im Unter- schied zu Verhalten – nicht beobachten lassen. Damit wären wir in unseren Erfahrungen blind füreinander. Wohl aber können wir andere als Erfahrende erfahren und uns mit ihnen in Verbindung setzen (ebd.: 8). Das Feld der Be- ziehung zwischen Erfahrung und Erfahrung ist die „Intererfahrung“ (ebd.: 9). „Ich kann nicht anders – ich muß versuchen, deine Erfahrung zu verstehen. Denn wenn ich auch deine Erfahrung nicht erfahre, da sie unsichtbar (unkostbar, unfaßbar, unriechbar, un- hörbar) für mich ist, so erfahre ich dich doch als Erfahrenden.“ (Ebd.: 10) Wie etwas uns widerfährt und wie Dinge aufeinander reagieren, geht weiter als reines Beobachten der Dinge und der Verhaltensweisen. Das Verhalten eines Menschen wird, wenn ich mich in Beziehung setze, von mir erfahren, und wie ich mich verhalte, wird zur Erfahrung eines anderen. „Aufgabe der Sozialphä- nomenologie ist es, meine Erfahrung vom Verhalten des anderen in Beziehung zu setzen zur Erfahrung des anderen von meinem Verhalten.“ (Ebd.: 8) Jedoch ist die Beziehung des Verhaltens und der Erfahrung nicht äußerlich zu inner- lich, sondern wird im Konzept der Leiblichkeit aufgehoben, das der dichoto- men Teilung von Geist und Körper widerstrebt und den konkreten Menschen in seiner Verbundenheit mit Mit- und Umwelt sieht: „Meine Erfahrung ist nicht in meinem Kopf. Meine Erfahrung von diesem Zimmer ist draußen im Zim- mer.“ (Ebd.: 13) Erfahrung ist leiblich, entzieht sich rationaler Kontrolle und körperlicher Steuerbarkeit. Eine Theorie der Erfahrung ist nach Waldenfels (2002) demnach als affektiv und leiblich zu verstehen. Erfahrung im phäno- menologischen Sinne ist nicht, wie bei Dewey, als einheitlich zu verstehen, sondern als pathisch und bruchhaft – als Widerfahrnis eben: „In der Erfahrung selbst öffnen sich Spalten und Klüfte, in denen das Selbst sich von sich selbst entfernt.“ (Waldenfels 2002: 204) Lernen als Erfahrung und Antwortgesche- hen mündet demnach in die Theorie einer responsiven Leiblichkeit. Wir sind
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Lernprozesse über die Lebensspanne Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Title
Lernprozesse über die Lebensspanne
Subtitle
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Authors
Monika Kastner
Jasmin Donlic
Barbara Hanfstingl
Editor
Elisabeth Jaksche-Hoffman
Date
2019
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8474-1467-4
Size
14.7 x 21.0 cm
Pages
190
Category
Lehrbücher
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Library
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