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Prosperität“3 (Schuller 2013: 33) beitragen und wohlfahrtsstaatliche Standards
erhalten.
Vor dem Hintergrund einer kritisch-konstruktiven (Erwachsenen-)Bil-
dungsforschung und im Sinne eines interdisziplinären Verständnisses der bil-
dungsrelevanten Thematik nimmt die erwachsenenpädagogische und berufli-
che Bildung im vorliegenden Beitrag ausdrücklich die in der Hochschulbe-
richterstattung etablierte Sammelkategorie der non traditional students in den
Blick. In den USA wurde nämlich der Begriff nicht-traditionelle Studierende
erstmals im Lifelong Learning Diskurs in Bezug auf erwachsene Studierende
verzeichnet. Im Rahmen der internationalen Hochschulforschung wurde ge-
genüber den Bezeichnungen mature students oder auch adult students dieser
Begriff überwiegend eingesetzt. Eine umfangreiche Definition erfolgte erst-
mals durch das amerikanische National Center for Education Statistics in den
1990er Jahren (vgl. Unger 2015; Schuetze/Slowley 2000). Für diesen Beitrag
und für die den Ausführungen zugrundeliegende empirische Erhebung berufs-
tätiger Studierender an der AAU wurde die im Rahmen der in Österreich
durchgeführten Studierenden-Sozialerhebung 2011 erfolgte Erweiterung der
Definition nicht-traditioneller Studierender durch Martin Unger (2015) heran-
gezogen. Dazu zählen folgende Merkmale: ein begrenztes Zeitbudget für das
Studium, die Eigenfinanzierung durch 75 % Erwerbstätigkeit, ein Altersdurch-
schnitt von zumindest 26 Jahren, studierende Mütter und die Wahrnehmung
als Erwerbstätige und primär der verzögerte Übertritt in den Hochschulbereich
von mehr als zwei Jahren nach der Matura bzw. ein Hochschulzugang mittels
Studienberechtigungs- oder Berufsreifeprüfung. Im Gegensatz zur NCDE De-
finition ist in der Definition von Unger (2015) ein einzig zutreffendes Merkmal
für die Definition als nicht-traditionelle Studierende bereits ausreichend (vgl.
Unger 2015; siehe auch Pechar/Wroblewski 2001). In Österreich sind Defini-
tionen zu nicht-traditionellen Studierenden ebenso „abhängig von institutio-
nellen Strukturen nationaler Bildungssysteme und den Partizipationsmustern
an Hochschulbildung“ (Wolter et al. 2015: 13).
Im wissenschaftlichen Diskurs ist die Studierendengruppe der berufstäti-
gen Studierenden nach wie vor in der Sammelkategorie der non traditional
students zu finden. Sie stellen aber de facto keine unterrepräsentierte Gruppe
an Hochschulen dar, da eine Erwerbstätigkeit neben dem Studium eine Not-
wendigkeit und den Normalfall darstellt (vgl. Eckl/Kastner 2015). So zeigen
bereits Daten der Studierenden-Sozialerhebung, dass mit 61 % und der damit
absoluten Mehrheit – samt einem durchschnittlichen Stundenausmaß von
3 Die Prosperität bzw. der Wohlstand einer Gesellschaft wird zumeist anhand des Bruttoin-
landsprodukts (BIP) pro Kopf gemessen (vgl. Schuller 2013: 33ff.). Weitere Untersuchungen
argumentieren allerdings, dass Wohlstand mehr ist als reines Einkommen und zudem Berei-
che wie die Gesundheit und das empfundene Glück von Menschen betrachtet werden müss-
ten. Diese können mit der volkswirtschaftlichen Kennzahl jedoch nicht abgebildet werden
(vgl. Diener et al. 2010: 71ff.).
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book Lernprozesse über die Lebensspanne - Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern"
Lernprozesse über die Lebensspanne
Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
Veröffentlicht mit Unterstützung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
- Title
- Lernprozesse über die Lebensspanne
- Subtitle
- Bildung erforschen, gestalten und nachhaltig fördern
- Authors
- Monika Kastner
- Jasmin Donlic
- Barbara Hanfstingl
- Editor
- Elisabeth Jaksche-Hoffman
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8474-1467-4
- Size
- 14.7 x 21.0 cm
- Pages
- 190
- Category
- Lehrbücher